Kontrolle über den Geist
Am nächsten Tag setzte sich Pandit Liladhar Vidyalankar aus Varanasi (Benares) neben mich, direkt vor Mahaprabhuji, und sprach von seiner großen Schwierigkeit:
"Schon viele Jahre lang übe ich regelmäßig Yoga, täglich von vier Uhr früh an. Ich bete, meditiere und verehre Gott in der Rezitation von Mantras und Bhajans, und habe doch immer noch nicht die Ruhe des Geistes erlangt. Während der spirituellen Übungen wandern meine Gedanken umher, und dies gar mit noch größerer Intensität als bei anderen Aktivitäten. Ich habe mein Bestes versucht, meiner Gedanken Herr zu werden, doch ohne Erfolg.
Bitte sage mir, ob man Kontrolle über den Geist zu erlangen vermag oder nicht, und wenn ja, mit welcher Technik der Geist gelenkt werden kann."
Mahaprabhuji lächelte milde und sprach:
"Panditji, der Geist ist ein großer Betrüger. Er ist der König der weltlichen Wesen und hat sie alle unter seiner Tyrannei geknechtet. Gleichfalls sehr mächtig sind die Offiziere des Geistes, also Leidenschaft, Ärger, Gier, Anhaftung, Sorge, Freude, Angst, Sehnsucht, Hoffnung, Traurigkeit, Eifersucht. Spirituelle Übung ist der einzige Weg, diese feindliche Armee zu vernichten. Sobald du versuchst, sie zu töten, beginnen sie dich mit großer Kraft anzugreifen, entschlossen, ihre Kontrolle über dich zu behalten. Besonders gern attackieren sie spirituell Suchende und Aspiranten. Nur mit Gottes Hilfe ist der Sieg über sie sicher, und ohne diese ist er nicht möglich.
Panditji! Morgen, wenn du dich bei Sonnenaufgang zum Meditieren niederläßt, richte die Gedanken auf mich und beginne deine Meditation, indem du deinen Geist mir anvertraust. Danach komme hierher und berichte, wie es dir ergangen ist."
Am nächsten Morgen verneigte sich der Pandit vor seiner Meditation vor Mahaprabhujis Bild und befahl ihm seinen Geist an.
Und sein Geist verhielt sich ruhig und friedvoll, der Pandit genoß seine Meditation. Die Armee des Geistes war durch den bloßen Gedanken an Vishwa Deep verschwunden - wie die Sterne beim Aufgang der Sonne verblassen.
Der Pandit war tief bewegt. Nachdem er seine Morgenübung beendet hatte, eilte er frohen Herzens zu Mahaprabhuji und rief ihm zu:
"Herr der Barmherzigkeit! in Folge der spirituellen Übungen, die ich über die Jahre durchhielt, wurde mir Dein Anblick gewährt! Nie zuvor erfuhr ich solch innere Freude und solch unendlichen Frieden, wie sie mich heute erfüllten. Deine himmlische Glückseligkeit durchdrang mich, innerlich wie äußerlich. Bitte sage mir - wie war das möglich? Hast Du mich irgendwie verzaubert, oder senktest Du Deine Kraft auf mich herab?"
Mahaprabhuji antwortete ihm:
"Nur wenn Gurudeva als Zeuge der spirituellen Übung anwesend ist, kann diese erfolgreich sein. Nur die göttliche Kraft des Satguru kann dem Geist des Schülers Ruhe gewähren."
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