Sri Devpurijis Mahasamadhi
Bevor Yogiraj Sri Devpuriji seine sterbliche Hülle verließ, teilte er dies seinen Schülern mit:
"Morgen früh werde ich mich von meinem Körper verabschieden."
Seine Schüler vermochten dies nicht zu glauben - sahen sie doch Sri Devpuriji stark und gesund vor sich stehen. Sie dachten bei sich:
"Das ist unmöglich! Wie könnte sein Leben morgen enden?"
Mit bestürzter Miene blickten sie ihn an, ratlos, was sie wohl sagen sollten. Da sprach er:
"Das war alles. Geht nun wieder."
Am nächsten Morgen wusch sich Sri Devpuriji wie gewöhnlich, wechselte seine Kleider und nahm um fünf Uhr fünfzehn den Lotussitz ein.
Er sang fünfmal OM. Mit dem letzten OM-Klang verließ sein Göttliches Selbst den Körper. Erst später bemerkten die Schüler, daß der regloser Körper ohne Leben war, und es erhob sich großes Klagen unter ihnen. Nun, wo seine Ankündigung vom Vortag eingetroffen war, bemächtigte sich ihrer tiefe Reue, weil sie ihm nicht geglaubt hatten.
Bald versammelten sich die Menschen zu Tausenden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen und an der traditionellen Begräbniszeremonie teilzunehmen. Auch heute noch pilgern viele Gläubige von weit her zum Ashram Sri Devpurijis, um vor seinem Samadhi[1] um die Lösung ihrer allfälligen Verstrickungen und Schwierigkeiten und Erfüllung ihrer Wünsche zu beten.
An dem Tag, an welchem Sri Devpuriji seinen nahenden Abschied ankündigte, hielt Mahaprabhuji sich in Bari Khatu im Palast von Thakur Revat Singh auf. Zahlreiche Schüler waren bei ihm. Der allwissende Mahaprabhuji erkannte die Absicht seines Meisters und hielt die ganze Nacht Satsang.
Swami Lalanandji sang gerade mit klarer und wohlklingender Stimme eine Morgenraga, als Mahaprabhuji ausrief: "Halt ein! Es ist fünf Uhr fünfzehn. Soeben hat der gnadenreiche Herr von Kailash, Gurudeva Paramyogeshwar Sri Devpuriji, sich von der grobstofflichen Welt verabschiedet und wieder mit Brahman vereint!"
Er gab Thakur Revat Singh die Anweisung, gemäß der Tradition den Kühen und Vögeln Futter zu geben und an die ganze Dorfgemeinde Prasad austeilen zu lassen - und der Maharaja beeilte sich, dies durchzuführen. Einige Zeit später kam das Telegramm mit der Nachricht von Sri Devpurijis Mahasamadhi.
Bald darauf reiste Mahaprabhuji mit Thakur Revat Singh, dessen Familie und anderen Ergebenen nach Kailash. Dort hießen die Dorfbewohner, Bauern und Händler der Gegend sie herzlich willkommen. Trotz der allgemeinen Trauer wurde ihnen wärmste Gastfreundschaft zuteil.
Sie beteten am Grabmal Sri Devpurijis. Mahaprabhuji beruhigte mit seiner spirituelle Kraft die Gemüter der unglücklichen Gläubigen, die nicht nur großen Schmerz empfanden, weil sie ihren göttlichen Meister verloren hatten, sondern auch darüber, daß sie seinen letzten Worte auf Erden keinen Glauben geschenkt hatten.
Heute noch sprechen die Menschen von dem wunderbaren Trost, den sie damals durch Mahaprabhujis Gegenwart erfahren haben.
[1]Der Körper eines Sannyasi wird in Indien nicht verbrannt, sondern in einem Samadhi
(kl. Monument) beigesetzt.
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