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Belehrung eines Räubers

Weideten die Kühe, so hütete Mahaprabhuji sie lediglich, indem er unter einem Baum saß und meditierte. Durch seine Allwissenheit war ihm stets bewußt, was um ihn herum vorging, und nichts vermochte seiner allmächtigen Aufmerksamkeit zu entgehen.

Eines Tages nun, inmitten dieser Meditation, näherte sich ein Räuber der Herde.

Hierbei ist es von Bedeutung zu wissen, daß zu jener Zeit in Rajasthan weite Landstriche nur spärlich besiedelt waren. Es waren teils öde Steppen- und Wüstengebiete, teils auch dichte Busch- und Waldregionen, in denen wilde Tiere in großer Zahl lebten. Die Dorfleute mieden diese Gegenden, die in jenen Tagen auch von Räubern und Banditen unsicher gemacht wurden.

Der erwähnte Räuber ritt auf seinem Kamel zu Mahaprabhujis Herde und trieb einige Tiere mit sich fort. Mahaprabhuji, der mit geschlossenen Augen dasaß, bemerkte das freilich, ließ den Dieb jedoch ungestört etwas Vorsprung gewinnen - um dann plötzlich, wie aus dem Nichts emporgeschossen, vor diesem zu erscheinen und ihm mit durchdringender Stimme entgegenzuhalten:

"Gib sofort die Kühe frei und sieh zu, daß du dich rasch von hier entfernst!"

Überrascht hielt der Räuber vor dem Knaben an, der sich ihm so furchtlos und gebieterisch in den Weg stellte. Er dachte bei sich:

"Welch ein hübsches und mutiges Kind. Was für Eltern mögen das  sein, die solch ein Kind allein in die Wildnis schicken, es solchen Gefahren aussetzen, um Kühe zu hüten?"

Laut aber höhnte er von seinem Kamel herab: "Sei nicht töricht, Kleiner! Keinem je gelang es, mich aufhalten. Wo du nur ein Kind bist, wäre es doppelt sinnlos, es versuchen. Geh mir also aus dem Wege!"

Mahaprabhuji - er war zu jenem Zeitpunkt etwa neun Jahre alt - antwortete ungerührt:

"Vielen begegnete ich, die noch weitaus mehr Kräfte besaßen als du. Ein jeder unter ihnen ergab sich mir schließlich. Ich fordere dich also nochmals auf: laß die Kühe frei und mach, daß du fortkommst!"

Statt einer Antwort trieb der Räuber sein Reittier vorwärts, um ungesäumt mit den gestohlenen Kühen weiterzuziehen. Da hielt Mahaprabhuji vermöge seiner göttlichen Kräfte das Kamel an und warf den derben Gesellen zu Boden.

Wie der Räuber bewußtlos liegen blieb, hatte er eine Vision von Mahaprabhujis göttlicher Gestalt und erkannte gleichzeitig das schwere Unrecht seiner vergan-genen Missetaten. Wieder zu sich kommend, kniete er ehrfurchtsvoll vor Mahaprabhuji nieder und bat ihn mit gefalteten Händen um Vergebung:

"Mahavir[1], vergib meine Sünden! Ich habe soeben mein Karma gesehen und die Folgen meiner Untaten erfahren. Ich gelobe, in Zukunft nicht mehr zu stehlen und niemanden mehr zu verletzen. Bitte, Herr, verzeih mir und gib mir Deinen Segen, auf daß ich von nun an ein rechtschaffenes Leben führen kann."

Nachdem er davongeritten, war dieser Räuber nie mehr gesehen. Mahaprabhuji aber streichelte liebevoll seine Kühe und sprach zu ihnen, während er sie wieder zurück zur Herde führte:

"Kommt, meine Lieben. Es tut mir leid, daß euch solcher Schrecken widerfahren mußte. Da euch jedoch kein Leid geschehen ist, soll dem Mann vergeben werden. Unwissend war er und hat nun die Wahrheit erkannt. Laßt uns heimgehen."



[1]Mahavir = großer Held

 

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Übersicht: Die Inkarnation des Göttlichen Selbst OM VISHWA DEEP in Gestalt von Sri Mahaprabhuji

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