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Lila-Amrit - Das göttliche Leben von 
Sri Mahaprabhuji

Mahaprabhujis Mahasamadhi

Im März 1963 erreichte mich im Sabarmati Ashram von Ahmedabad ein Brief Mahaprabhujis, in dem er mich bat, ich solle ihn baldmöglichst aufsuchen und ihm einen Baumwollschal mitbringen. Ich war sehr glücklich über die Gelegenheit, ihm einen Wunsch erfüllen zu können, denn nie zuvor hatte Mahaprabhuji mich um etwas gebeten. Dr. N. D. Bhatt, einer meiner Schüler, bat mich, den Stoff für Mahaprabhuji spenden zu dürfen. Er besorgte einen ganzen Ballen Baumwollstoff, um daraus auch gleich ein passendes Gewand fertigen zu können, und wir machten uns zusammen auf den Weg nach Khatu.

 Am Tag des Holi-Festes erreichten wir den Ashram. Voller Freude begrüßten wir Mahaprabhuji. Er segnete uns und dankte für unser Geschenk.

An dieser Stelle möchte ich zunächst die - in Indien sehr bekannte - Geschichte von König Hirnakashiup, die mit dem Holi-Fest in Zusammenhang steht, erzählen.

König Hirnakashiup hatte lange Zeit hindurch strenge Askese geübt und um die Gewährung einer Siddhi gebetet. Eines Tages wurde ihm  Erfolg zuteil, und vom Himmel erklang eine göttliche Stimme, die ihn fragte: "Welchen Wunsch hast du, König?"

Hirnakashiups größte Sehnsucht - wie auch die vieler anderer Menschen - war die Unsterblichkeit seiner Person. Er hatte sich daher eine vermeintlich unfehlbare Formulierung zurechtgelegt:

"Mein Wunsch ist es, daß mich der Tod weder bei Tag noch bei Nacht, weder in einem Haus noch im Freien, weder durch einen Menschen noch durch ein Tier, und auch nicht durch Waffengewalt ereilen kann."

Die Stimme antwortete: "Dein Wunsch sei dir erfüllt."

Da er sich nun unsterblich wähnte, kannte die Überheblichkeit des Königs keine Grenzen mehr und machte nicht einmal Halt vor Gott.

"Ich bin Gott", behauptete er, "und es gibt keinen anderen Gott außer mir!"

Er erließ an seine Untertanen den Befehl, ihm künftig göttliche Verehrung zu zollen. Gebete und Opfer für einen anderen Gott wurden ab sofort mit dem Tode bestraft.

Um die Einhaltung seiner Anordnung zu überprüfen, durchstreifte er selbst das ganze Land. Auf einem dieser Erkundungsritte traf er auf eine alte Frau, die weinend vor einem Brennofen saß und verzweifelt Gottes Namen anrief.

"Was fällt dir ein?" schrie der König sie zornig an. "Welchen Nutzen soll dir dieser Name bringen? Nur ich kann dir geben, was du wünschst, denn ich bin Gott, und kein anderer Gott existiert!"

Zitternd vor Furcht erzählte ihm die alte Frau ihre Geschichte.

"Habe Erbarmen mit mir, Herr!" begann sie. "Höre mich an, bevor du mich verurteilst! Ich hatte einige Tonkrüge geformt und wollte sie brennen. Während ich sie trocknen ließ, kroch eine Katze in einen der Krüge und kam darin mit vier Jungen nieder. Durch ein unglückliches Versehen stellte ich auch diesen Krug mit den anderen ins Feuer. Nun bitte ich Gott, entweder das Leben der Kätzchen zu retten, oder mir die Schuld an ihrem Tod zu verzeihen."

Hirnakashiup lachte höhnisch:

"Nun soll sich erweisen, was dein Gebet vermag. Ich will hier abwarten, bis die Krüge fertiggebrannt sind. Finde ich die Katzen nicht am Leben, wirst du ihnen in den Tod durch das Feuer folgen!"

Die ganze Nacht hindurch betete die arme Frau verzweifelt um Gottes Hilfe und begann, als am Nachmittag des nächsten Tages das Feuer erloschen war, mit zitternden Händen die Krüge von der Asche zu säubern. Und was erblickte sie? In vier von den Krügen fand sich weiches grünes Gras; die Kätzchen spielten darin und sprangen munter von einem Gefäß zum anderen!

"Gott sei gepriesen!" rief die Frau dankbar. Der König aber bestieg ohne ein weiteres Wort sein Pferd und ritt davon.

König Hirnakashiup hatte einen spirituell sehr hoch entwickelten Sohn namens Prahlad. Schon als kleines Kind betete dieser zu Gott - sehr zum Mißfallen seines Vaters. Der König bestrafte ihn immer wieder, doch ließ sich Prahlad weder durch Drohungen noch durch Mißhandlung davon abhalten, den Namen Gottes zu wiederholen.

Es wird erzählt, der Zorn des Königs sei so groß gewesen, daß er sogar mehrmals versuchte, seinen Sohn zu töten. Er ließ ihn ins Meer werfen an einer Stelle, wo es von Haien wimmelte; im Dschungel ließ er ihn inmitten einer Herde wilder Elefanten aussetzen, und zuletzt ließ er das Kind von hohen Klippen hinabstoßen. Jedesmal aber wurde Prahlad auf wunderbare Weise gerettet und kehrte unversehrt nach Hause zurück.

Der König hatte eine Schwester namens Holika, welche die außergewöhnliche Siddhi besaß, daß Feuer ihr nichts anhaben konnte. So befahl er ihr eines Tages, sich mit Prahlad in die Mitte eines großen Holzstoßes zu setzen, den er anzünden ließ - und wieder ereignete sich ein Wunder: Sie selbst verbrannte zu Asche, das Kind aber blieb unverletzt.

In einem weiteren Versuch, seinen Sohn zu beseitigen, ließ der König im Hof seines Palastes eine eiserne Säule aufstellen und in ihrem hohlen Inneren ein Feuer entzünden, bis sie vor Hitze glühte. Kurz vor Sonnenuntergang rief er seinen Sohn herbei und sprach zu ihm:

"Wenn du behauptest, Gott sei überall, dann gehe hin und umarme Gott in Gestalt dieser Säule!"

Prahlad hatte vollkommenes Vertrauen, daß Gott, der Allmächtige, ihn retten werde, wenn es Sein Wille sei, daß er überlebe. Tapfer schritt er auf die rotglühende Säule zu. Im Näherkommen bemerkte er jedoch zu seiner großen Verwunderung, daß die rote Farbe nicht von der Hitze herrührte, sondern von Millionen kleiner roter Ameisen, die emsig an der Säule auf und ab liefen.

"Diese Ameisen werden mir nichts zu Leide tun", dachte er erfreut und breitete die Arme aus, um die Säule zu umfassen.

In diesem Augenblick spaltete sie sich und ein seltsames Wesen von riesenhafter Größe entsprang ihr, das vom Kopf bis zur Mitte seines Körpers einem Löwen glich, vom Nabel bis zu den Füßen hingegen menschliche Form besaß. Das Wesen umarmte das Kind und sagte:

"Mein Sohn, du hast nun genug gelitten!"

Dann wandte es sich dem erschrockenen König zu. Dieser versuchte zu fliehen; der Löwenmensch jedoch verfolgte ihn und erreichte ihn genau an der Schwelle seines Palastes. Er schleuderte den König zu Boden und fragte, ihn festhaltend, mit donnernder Stimme:

"Sage mir nun, befindest du dich innerhalb des Palastes, oder außerhalb?"

"Weder noch", erwiderte der König zitternd.

"Ist es Tag oder Nacht?" forschte das furchtbare Wesen weiter.

"Weder noch", war die Antwort, denn die Sonne befand sich genau zur Hälfte oberhalb und unterhalb des Horizonts.

"Bin ich ein Mensch oder ein Tier?"

"Du bist keines von beiden." rief der König in Panik.

Da zeigte Nar-Singh[1]  seine furchtbaren Krallen:

"Sind dies Waffen?"

"Nein, es sind keine", mußte Hirnakashiup zugestehen.

"Dann sind all deine Bedingungen erfüllt und die Stunde deines Todes ist gekommen!" rief Nar-Singh aus und zerriß den frevelhaften König auf der Stelle.

Prahlad aber wuchs zu einem großen Helden und König heran, der sein Volk mit Weisheit und Hingabe regierte.

Das Holi-Fest, das in ganz Indien gefeiert wird, erinnert an das Opfer von König Hirnakashiups Schwester Holika. Gegen Ende Februar werden auf dem Hauptplatz des Ortes zwei Bäume aufgestellt, deren Blätter und Äste man entfernt. Der größere der Stämme ist jener der Holika, der kleinere der des Prahlad. Einen ganzen Monat lang singen, musizieren und feiern die Dorfbewohner, und am Ende des Monats, am Vollmondtag, wird der Baum der Holika dem Feuer übergeben. Süßigkeiten werden verteilt, und es ist Sitte, sich selbst und die anderen mit bunten Farben zu bemalen, als Ausdruck der Freude über den Sieg des Guten.

Kehren wir aber nun wieder zu den Ereignissen des Jahres 1963 in Khatu zurück.

Am Morgen nach unserer Ankunft rief mich Mahaprabhuji in sein Zimmer und sprach die (bereits im Vorwort dieses Buches zitierten) Worte:

"Madhavananda, in zehn Monaten von heute an gerechnet, am Tage Pausha Krishna Chaturti, dem fünften Dezember 1963, werde ich meinen Körper verlassen. Falls du noch einen Wunsch hast, dann tue ihn mir jetzt kund."

Zuerst vermochte ich seine Ankündigung nicht zu glauben und wollte nicht hören, doch er drängte mich:

"Sage mir, was du dir wünschst, damit du später nicht bereust, diese Gelegenheit versäumt zu haben."

Schließlich kam ein Gebet über meine Lippen und ich bat:

"Heiliger Meister, nur um eines bitte ich: daß meine Konzentration an jedem Ort und zu jeglicher Zeit nur auf Dich gerichtet sei. Mögen alle Ergebenen, durch Deine Allmacht gesegnet und geführt, Brahmananda[2] erlangen. Ich wünsche mir, daß Tausende und Millionen von Menschen unter Deinem Segen leben mögen und so die Leiden dieser Welt verringert werden."

Mahaprabhuji legte seine Hände segnend auf meinen Scheitel und versicherte mir:

"Mein Sohn, das Licht meiner wahren Gestalt wird dich immer begleiten. Überall und zu jeder Zeit stehst du unter meinem Schutz. Was immer du wünschst, wird sich erfüllen."

Dann wiederholte ich meine schon oftmals geäußerte Bitte um die Erlaubnis, seine Lebensgeschichte niederschreiben zu dürfen, und diesmal gab er seine Einwilligung dazu.

Ich war überglücklich darüber - andererseits aber auch tief beunruhigt und verwirrt durch die Worte von seinem bevorstehenden Abschied von der Welt. Mahaprabhuji wußte, wie es in diesem Augenblick in mir aussah und sprach:

"Solange es Ergebene gibt, die an mich denken, werde ich da sein, um ihnen zu helfen. Du glaubst nicht an das, was ich dir heute sagte, und doch weißt du, daß ich stets die Wahrheit spreche. Bereite dich darauf vor, denn ich werde diesen sterblichen Körper verlassen, wie ich es angekündigt habe."

Traurig, aber im Innersten immer noch nicht fähig, zu glauben, daß es so kommen würde, verabschiedete ich mich von ihm. Denke ich heute an seine Worte zurück, so bereue ich zutiefst, zu spät Zugang zu ihnen gefunden zu haben. Schon zwei Jahre vorher hatte er einigen Schülern seinen Abschied angekündigt, um ihnen Zeit zu geben, sich darauf vorzubereiten; doch auch damals wollte keiner ihm glauben. In meinen Überlegungen war mir immer vorgeschwebt, ich würde vor Mahaprabhuji sterben oder zumindest zur gleichen Zeit wie er; so bliebe mir der Schmerz erspart, ohne ihn weiterleben zu müssen. Aber das Schicksal bestimmt die Dinge oft anders, als wir sie uns wünschen und ausmalen.

Mit Dr. Bhatt kehrte ich nach Ahmedabad zurück und war in den nächsten Monaten sehr beschäftigt. Ich folgte einer Einladung in den Bezirk Pali, wo mir ein Palast auf einem hohen Hügel in der Nähe von Rani zur Verfügung gestellt wurde. Er gehörte dem ehemaligen Ministerpräsidenten des Maharaja, Dharma Narayan, und wir feierten dort viele herrliche Satsangs.

Sechs Monate später erinnerte Mahaprabhuji wieder an seinen bevorstehenden Abschied, und zwei Monate vor dem vorhergesagten Datum bezeichnete er den Ort, wo sein Samadhi[3] errichtet werden sollte. Unzählige Menschen pilgerten daraufhin nach Khatu und versammelten sich im Ashram, wo Mahaprabhuji nun jeden Tag Satsang hielt.

Einer der engen Schüler Mahaprabhujis, Vedya Asha Ram, ein ayurvedischer Arzt, konnte einfach nicht glauben, daß Mahaprabhuji die Welt so bald verlassen würde. Er meinte, Mahaprabhuji sehe viel zu gesund und glücklich aus, um zu sterben. Am vierten Dezember bat er Mahaprabhuji, nach Hause zurückkehren zu dürfen, um wieder seiner Arbeit nachzugehen. Mahaprabhuji aber sagte zu ihm:

"Asha Ram, morgen schon werde ich von hier weggehen, bleibe nur noch bis dahin."

Doch Asha Ram - und auch viele andere Schüler - glaubten ihm noch immer nicht, in der Meinung, es handle sich nur um eines von Gurudevas "göttlichen Lilas"; und so reiste Asha Ram ab, was ihn bis heute schmerzt.

Mahaprabhuji glich in diesen Tagen einem siegreichen König. Licht umstrahlte ihn, und er sah jung und vital aus, er, der 135 Jahre zählte.

 

In meinem Zimmer in Rani hatte ich am Morgen des fünften Dezember 1963 um vier Uhr früh, während meiner Meditation eine Vision von Mahaprabhuji. Er legte seine Hand auf mein Haupt und sagte lächelnd zu mir:

"Heute begebe ich mich in Satya Loka[4]. Siehe, vier Boten sind gekommen, mir das Geleit zu geben. Sie stehen hinter dir."

Als ich mich umblickte, sah ich vier Devas, die in ihrer Erscheinung Gott Vishnu glichen. Sie verneigten sich vor Mahaprabhuji und sprachen zu ihm:

"Herr des Universums, ein großes Fest ist zu Deinem Empfang bereitet. Jedermann erwartet Deinen Anblick. Du wirst gebeten, sofort und ohne Aufschub aufzubrechen."

Mich verwunderte, Gott Vishnu gleichzeitig in vier Personen verkörpert zu sehen, und Mahaprabhuji erklärte:

"Diese Erscheinungen sind nicht Vishnu selbst, sondern nur seine Boten. In Vishnu Loka leben alle Bewohner wie Gott Vishnu, in Shiva Loka wie Gott Shiva, in Brahma Loka wie Gott Brahma, in Indra Loka wie Gott Indra, jene in Deva Loka wie Devas. Die Bewohner jeder Ebene gleichen ihrem Herrn."

Ein kostbarer Thron, strahlend wie die Sonne, geschmückt mit glänzenden Diamanten und Perlen, schwebte herab. Mahaprabhuji, bereit, in seine Heimat zurückzukehren, bestieg zusammen mit den vier Boten den Thron, der, gleich einem himmlischen Gefährt, sich schnell in den Raum hinaus bewegte. Die Gandharvas (Engel) priesen Gurudeva mit ihrem Gesang, als er ihre Ebene durchquerte.

In Deva Loka (Reich der Götter) wurde er mit himmlischen Tänzen und Liedern willkommen geheißen. In Indra Loka (Himmel) brachten Indra, der Herr der Götter, Dharma-Raj (König des Dharma) und viele andere Mahaprabhuji Geschenke dar. Die Begrüßung in Vishnu Loka war prachtvoll, und Göttin Lakshmi selbst bekränzte Mahaprabhuji mit der Blumenmala. In Shiva Loka war der Empfang von anderer Art: Shiva und Parvati vollführten ihm zu Ehren den Tandava-Tanz.[5]

Auf diese Weise gelangte Mahaprabhuji zum Satya Loka, das hell erleuchtet wie von Sonnen in unendlicher Zahl war, obwohl weder Sonne noch Mond dort scheinen. Satya Loka ist von immerwährender Ananda[6] erfüllt. Dort existiert kein Gegensatz wie Hitze und Kälte, Schmerz und Freude, Helligkeit und Dunkelheit. Nur ein einziger Klang füllte den ganzen Raum:

 

OM SATYA BRAHMA SRI DEEP PARI PURAN NARAYAN NAMAH

 

Dieser Klang hallte in allen anderen Ebenen wider.

In meiner Meditation, in der ich mich außerhalb meines Körperbewußtseins befand, wurde ich Zeuge all dieser Szenen. In einem Augenblick aber verschwanden diese Erscheinungen, und ich befand mich wieder in meinem normalen Bewußtseinszustand. Den ganzen Tag über mußte ich an die Vision denken.

Im Ashram zu Khatu wurde am Mittwoch, dem fünften Dezember 1963 wie gewohnt der Morgensatsang gehalten. Mahaprabhuji reichte jedem Prasad und sprach zehn Minuten vor fünf Uhr zu den Anwesenden:

"Meine Lieben, falls ihr noch einen Wunsch an mich habt, so sagt ihn jetzt, denn ich werde mich sogleich von euch verabschieden."

Einige Augenblicke lang herrschte Stille, dann brach aus allen nur die eine Frage heraus:

"Meister, wirst Du uns nun alleine zurücklassen?"

Mahaprabhuji segnete sie alle mit den Worten:

"Fürchtet euch nicht! Ihr seid immer mit mir, und ich bin mit euch. Wann immer meine Ergebenen an mich denken, werde ich anwesend sein - gleich in welchem Land und zu welcher Zeit. Mein Atma ist unveränderlich und unzerstörbar. Nur der physische Körper, den die fünf Elemente bilden, ist vergänglich. Alle, die in diese Welt gekommen sind, müssen sie eines Tages wieder verlassen. Dies ist ein unveränderliches Gesetz. Ihr sollt aber wissen, daß ich immer bei euch bin. Auch jene Schüler, die heute nicht hier sein können, werden mich noch einmal sehen, und ich werde ihre Wünsche erfüllen.

Auf die Menschheit kommen schlechte Zeiten zu, in denen die Welt von zerstörerischen Kräften und Unglauben überflutet wird. Ihr aber sollt standhaft bleiben und euren Weg nicht aus dem Auge verlieren! Nichts gehört euch, haltet euch an die Wahrheit und besinnt euch stets auf Gott."

Nach diesen Worten des Abschieds - es war genau fünf Uhr morgens - sang Mahaprabhuji OM. Prana und Apana vereinigten sich und stiegen zum Brahma Randhra[7]  empor.

Die Anwesenden vernahmen deutlich, wie der Klang des OM sich in Mahaprabhujis Körper verdichtete, aufstieg und durch das Sahasrar-Chakra am Scheitel ausklang. Dann hörte sein Herz zu schlagen auf und sein Körper begann zu erkalten. Sein Antlitz strahlte jedoch noch immer den göttlichen Glanz seines milden Lächelns aus.

Solches Samadhi ist nur gottverwirklichten Yogis möglich. Die Wissenschaft des Yoga ist eine unschätzbar wertvolle Gabe für die Menschheit, die weit über das Physische hinausreicht.

Wie Mahaprabhuji versprochen hatte, erschien er am Tag seines Mahasamadhi auch all jenen Schülern, die nicht nach Khatu kommen konnten, um sich von ihnen zu verabschieden.

Mahaprabhujis Körper wurde erst einige Tage später beerdigt, da Hunderte von Ergebenen von seiner heiligen Gestalt Abschied nehmen wollten. Der Körper war unerklärlicherweise nicht im Geringsten von Verwesung betroffen. Schließlich wurde er gemäß der Tradition an dem Ort beigesetzt, den Mahaprabhuji schon vorher bestimmt hatte. Dieser Zeremonie wohnten viele Yogis und Swamis bei. Zwei Wochen lang wurden in Khatu von den Gläubigen, die aus allen Teilen Indien herbeigeströmt waren, Lieder und Gebete zu seiner Ehre gesungen.

Mahaprabhujis prächtiges Grabmal, das mit einem Marmorbaldachin überdeckt ist, befindet sich in der Meditationshalle des Sri Deva Dungari Sannyas Ashram von Khatu. Tausende von Jüngern suchten seither den Anblick und Segen dieses heiligen Ortes von Mahaprabhujis Leben und Wirken auf.

 

 


[1]Nar-Singh ist eine Manifestation Gott Vishnus, um den frevlerischen Tyrannen Hirnakashiup zu vernichten. (Nar = Mensch, Singh = Löwe)

[2]Brahmananda = göttliche Glückseligkeit

[3]Samadhi = Grabmal

[4]Satya Loka = höchste Ebene der Wahrheit und Wirklichkeit

[5]Gandharvas = Engel; Deva Loka = Reich der Götter; Dharma-Raj = König des DharmasTandava-Tanz = Tanz Shivas als Zerstörer des Bösen;

[6]Ananda = Glückseligkeit

[7]Brahma Randhra ist das "Tor Brahmas"; es ist zugleich das Sahasrar Charka, der Tausendblättrige Lotus, Sitz des göttlichen Bewußtseins - Tor zur Befreiung.
(Bei einem gewöhnlichen Menschen verläßt im Augenblick des Todes Prana (Lebenskraft) durch eine der neun "Türen" den Körper (durch Mund, Augen, Ohren, Nase usw.); bei einem verwirklichten Yogi löst sich die Seele durch das zehnte "Tor der Befreiung", das göttliche Tor am Scheitel des Kopfes, von der irdischen Hülle.)

 

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