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Lila-Amrit - Das göttliche Leben von 
Sri Mahaprabhuji

Der Traum des Balji Heda vom Reichtum

Es waren auch immer Ergebene da, die sich in ihrem Eifer stets sehr bemühten, in Mahaprabhujis Nähe zu sein, um alle möglichen Dienste für ihn ausführen zu können. Einer von diesen war ein armer Kaufmann namens Balji Heda. Er hegte vor allem den brennenden Wunsch, reich zu sein. Aus diesem Grund diente er Mahaprabhuji mit großem Einsatz. Er machte sich nützlich, wo er nur konnte, kehrte den Ashram, wusch das Geschirr ab, holte Holz und wollte nicht von Mahaprabhujis Seite weichen.

Eines Tages fragte Mahaprabhuji ihn - obwohl er sehr gut wußte, was Baljis größter Wunsch war:

"Balji, hast du irgendeinen Wunsch?"

Balji Heda, der nur auf diesen Augenblick gewartet hatte, antwortete ohne zu zögern: "Meister, Du siehst in jedes Herz und nichts ist vor Dir verborgen, doch wenn Du meinen größten Wunsch hören möchtest, so will ich ihn Dir mitteilen. Ich möchte gerne ein reicher Mann sein. Wenn Du mir diesen Wunsch erfüllst, werde ich ein großes Gästehaus nahe der Bahnstation von Khatu bauen lassen und alle Pilger, die hierher kommen, um Dich zu besuchen, sollen freies Quartier bei mir haben. Gurudeva, ich glaube fest an Deine Gnade! Du wirst mich nicht enttäuschen!"

Balji steigerte sich in diese Wunschvorstellung hinein, schilderte seine Pläne in den leuchtendsten Farben und schwärmte, welche Annehmlichkeiten er all den Pilgern, die kämen, den Meister zu besuchen, bereiten wolle. 

Als Mahaprabhuji Balji Heda so sprechen hörte, schüttelte er den Kopf und sagte traurig lächelnd:

"Selbst wenn du durch Gurudevas Gnade alles Geld der Welt besäßest, würdest du doch dieses selbstlose Werk nicht durchführen. Ich kenne dich gut. Dein Geist ist erfüllt von Gier und Geiz. Ein Mensch wie du kann ebensowenig ein Opfer bringen, wie eine Ziege eine ganze Wassermelone auf einmal hinunterschlucken kann."

Balji war tief gekränkt und bat mit Tränen in den Augen:

"Zu allen bist Du gnädig und hilfsbereit, und mir allein willst Du Deinen Segen vorenthalten!? Gib mir doch eine Chance! Alles was ich brauche, ist die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Dann will ich Dir beweisen, daß ich mein Versprechen halten kann. Laß es mich wenigstens einmal versuchen!"

Mahaprabhuji antwortete hierauf in großem Ernst:

"Balji, ich habe dir in mehreren Leben Gelegenheiten gegeben. Jedesmal hast du versagt. Ich kenne dich und weiß Dinge über dich, derer du dir nicht bewußt sein kannst."

Doch Balji ließ nicht locker:

"Oh Meer der Gnade! versuche es noch einmal mit mir, ich bitte Dich. Dieses Mal werde ich Dich nicht enttäuschen. Bitte, erfülle meinen Wunsch!"

Schließlich gewährte Mahaprabhuji ihm sein Ansuchen. Er wies ihn an, nach Bombay zu gehen und sein Glück zu versuchen. Balji begab sich sofort dorthin und gewann binnen einer Woche durch Spekulationen an der Börse drei Millionen Rupien. Jeder bewunderte sein außergewöhnliches Glück. Die Kunde von seinem plötzlichen Reichtum verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Bezirk und erreichte bald auch Khatu, sein Heimatdorf.

Als er mit vielen Kostbarkeiten beladen dort eintraf, wurde ihm ein rauschender Empfang bereitet. In Wirklichkeit wurde aber nicht er gefeiert, vielmehr verehrten die Leute sein Geld. So hatte er plötzlich viele neue Freunde, die seine Gesellschaft lohnenswert fanden.

Balji hatte Mahaprabhuji nicht vergessen. Er brachte ihm aus Bombay einen wertvollen Kaschmirschal und einige Früchte als Geschenk mit. Mahaprabhuji nahm seine Gaben an und verteilte die Früchte als Prasad an die anwesenden Schüler. Den Schal schenkte er einem armen Bauern weiter, der gerade in der Nähe saß. Aus seiner barmherzigen Natur heraus pflegte er wertvolle Geschenke meist an Arme und Bettler weiterzugeben.

"Herr", protestierte Balji, "dies ist ein kostbarer Schal, den ich Dir zugedacht habe. Du solltest ihn behalten."

Mahaprabhuji erwiderte lächelnd:

"In dieser Welt verbirgt sich hinter den wertvollen Dingen stets die Angst. Behielte ich jedes wertvolle Geschenk, müßte ich bald ein Lagerhaus errichten und es fest verschließen, um meine Besitztümer zu schützen. Die Menschen binden sich sehr leicht an ihr Eigentum, identifizieren sich mit ihm und dann wächst in ihnen die Furcht, es zu verlieren."

Er fuhr fort:

"Es gibt noch einen anderen Grund, warum gerade dieser Mann den Schal haben soll, Balji. Es ist ein besonders schöner Schal und der Mann ist sehr arm. Wie oft in seinem Leben wird er Gelegenheit haben, etwas so Kostbares zu bekommen? Es ist so schön, eine Freude zu teilen! Du hattest Freude daran, mir den Schal zu schenken; nun raube mir nicht das Vergnügen, ihn weiterzugeben."

Diese Erklärungen waren für Baljis beschränkten Geist zwar nicht ganz verständlich, aber er akzeptierte Gurudevas Handeln.

Auch seine Schüler sagten oft, Mahaprabhuji solle wertvolle Geschenke doch für sich behalten, doch er entgegnete ihnen nur:

"Wenn ich sie nicht den Armen gebe, wie sollte ich mich sonst ihrer erfreuen? So wie der See nicht sein eigenes Wasser trinkt und die Bäume ihre Früchte nicht selbst verzehren, leben auch die Heiligen zum Wohle der anderen."

Mahaprabhuji lebte sehr einfach. Er trug baumwollene, handgewebte Gewänder und besserte seine alten abgetragenen Kleider selbst aus.

Oftmals fragten ihn seine Schüler:

"Gurudeva, Du könntest in Samt und Seide gekleidet sein und den Armen immer noch reiche Geschenke machen. Warum trägst Du alte, geflickte Gewänder?"

Dann pflegte Mahaprabhuji zu antworten:

"Wahrlich, keiner wird groß durch prächtige Kleider, sondern ein jeder nur durch seine Eigenschaften."

Nach einiger Zeit begann Balji an das Gästehaus zu denken, das er zu errichten versprochen hatte. Er war bereits dabei, die erste Ladung Ziegel zu bestellen, da gewann sein Geiz die Oberhand und er dachte:

"Warum sollte ich das eigentlich tun? Wenn ich es genau bedenke, ist mein Reichtum das Ergebnis meiner eigenen glücklichen Hand. Gewiß war es meine Bestimmung, reich zu sein. Ich sehe nicht ein, was Mahaprabhuji dafür getan haben soll. Hätte er wirklich die Macht, Menschen reich zu machen, warum tut er es dann nicht für alle seine Schüler? Es wäre dumm von mir, mein Geld für dieses Gästehaus zu verschwenden."

Mahaprabhuji wußte um den Gesinnungswandel von Balji Heda. Er ließ ihn zu sich kommen und ermahnte ihn:

"Balji, ich möchte dich an dein Versprechen erinnern. Ich mache dich aufmerksam: brichst du dein Wort, so verlierst du nicht nur dein Geld, sondern auch dein Dharma, und du wirst wie ein Bettler von Tür zu Tür wandern. Du bist im Irrtum, wenn du meinst, Reichtum sei deine Bestimmung. Sehen wirst du dann, welchen Verlauf dein angebliches Glück nimmt."

Balji aber war blind in seiner Geldgier. Nach einiger Zeit begab er sich nach Jodhpur und begann wieder an der Börse zu spekulieren. Doch diesmal ließ ihn sein Glück im Stich, und er verlor seinen Reichtum ebenso schnell, wie er ihn gewonnen hatte. In der Hoffnung, das Geld zurückzugewinnen, spekulierte er weiter und verlor nur noch mehr. Er lieh sich sogar Geld, da er meinte, das Glück müßte sich doch wieder zu seinen Gunsten wenden, und er verlor und verlor.

So geriet Balji ins Elend und mußte wirklich von Tür zu Tür wandern und um Hilfe bitten. In dieser Zeit des Unglücks erinnerte er sich wieder an Mahaprabhujis Worte und erkannte sein Unrecht. Hätte er Gurudevas Warnung beachtet, so wäre er nicht in Armut und Schulden geraten. Er sah ein, daß sein Geist von maßlosem Verlangen verblendet gewesen war, daß er zu Recht diese Schmach erleiden mußte.

Ein Bild des Elends und des Jammers, suchte Balji nun reuevoll Hilfe bei Mahaprabhuji und warf sich ihm weinend zu Füßen. Als Mahaprabhuji ihn in diesem erbärmlichen Zustand sah, sagte er milde:

"Balji, du bist sehr stolz auf deinen Reichtum gewesen. Reichtum ist Lakshmi - die ihrer Natur nach unbeständig ist. Es steht nicht in deiner Macht, Lakshmi festzuhalten. Du glaubtest, dein eigenes Glück hätte dich zum Millionär gemacht. Wo ist dein Glück geblieben? Wohin ist dein Geld verschwunden, das du angeblich so wohl verdient hattest? Du hast mich gedrängt, dir eine Gelegenheit zu geben. Das habe ich getan, doch du hast leider wieder versagt. Deine bedauernswerte Lage hast du dir selbst zuzuschreiben, weil du dein Wort nicht gehalten hast. Wer sein Wort bricht, wird Leid erfahren - so lautet das Gesetz des Karma."

Balji erkannte, daß er sich nicht aus eigener Kraft aus seinem Unglück befreien konnte und blieb drei Monate lang in Mahaprabhujis Ashram. Er nahm seine früheren Dienste wieder auf und reinigte täglich das Gebäude.

Eines Tages sagte Mahaprabhuji zu ihm:

"Du mußt nun wieder nach Hause gehen. In Zukunft wirst du dir deinen Lebensunterhalt verdienen und deine Schulden zurückzahlen können; reich aber wirst du nie wieder sein."

Balji gehorchte und verließ den Ashram. Er mußte keine Not mehr leiden, aber sein Traum vom Reichtum blieb unerreichbar. Er lebte noch einige Jahre, erfüllt von reuevollen Gedanken, in Erinnerung an seine guten Tage, um bald darauf diese Welt zu verlassen.

 

 


 

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