Meine Sannyas Diksha
Meine Weihe zum Swami erhielt ich am Tage Chaitra Shukla Purnima im Jahr 1942 (i.e. 1999 nach der indischen Zeitrechnung). Zu diesem Anlaß veranstaltete Mahaprabhuji einen großen Satsang, zu dem er viele Swamis, Yogis und Pandits einlud. Um die Unterbringung aller Gäste kümmerte sich Thakur Revat Singhji in großzügiger Weise.
Früh am Morgen begann die Havana[2]. Mahaprabhuji wies mich an:
"Madhavananda! Lege die Festkleider Vishwapatis[3] an. Vor dem Träger dieser Kleidung werden sich sogar Könige beugen. Mögest du befreit sein vom Einfluß der Gestirne, von Tod und Geburt!"
Ich nahm die Sapt-Bhumika, die sieben zeremoniellen Waschungen, vor, welche das Durchschreiten durch die sieben Stufen des Bewußtseins symbolisieren[4]. Danach gab Mahaprabhuji mir ein neues Mantra und vollzog die Paramhansa Sannyas-Diksha.[5] In dieser höchsten und heiligen Einweihungszeremonie erreicht der Aspirant, von einem göttlichen Meister wie Bhagwan Sri Deep Narayan Mahaprabhuji geführt, augenblicklich Samadhi.[6]
Mahaprabhuji legte seine heiligen Hände auf mein Haupt und segnete mich. Dann erklärte er mir die geheiligten Pflichten eines Sannyasi, der der Welt entsagt hat:
"Ein Sannyasi soll alle schlechten Eigenschaften mit ihren Wurzeln ausmerzen und sich von allen Wünschen befreien. Stets vom Licht der Wahrheit erfüllt, soll er dieses an alle weitergeben. Die höchste Pflicht eines Sannyasi ist, sich an nichts zu binden und zum Guten des gesamten Universums zu wirken. All denen, die noch in Unwissenheit im Dschungel der Welt umherirren, soll er den Weg der Wahrheit durch Erkenntnis zeigen. Er diene der Menschheit, ohne Vorurteile, ohne Unterschied bezüglich Rasse, Stand und Religion, im Bewußtsein, daß der Atma ein und derselbe in allen Lebewesen ist. Seine Pflicht ist es, die Menschen von ihrer Last zu erleichtern und ihnen nicht zu einer Bürde zu werden. Mir in Wahrheit zu dienen, heißt allen zu dienen. Madhavananda, erinnere dich stets dieser meiner Lehren und weiche niemals von der Wahrheit ab!"
Ich nahm diese Worte tief in mein Herz auf, faltete meine Hände und betete:
OM NAMO PRABHU DEEP DAYALAM PARA KRIPALAM
OM - Ich verbeuge mich vor Prabhu Deep Dayal[7],
dem gütigen Beschützer und Erhalter seiner Ergebenen.
Im ganzen Universum erstrahlt der Glanz von Vishwa Deep.
Du kennst die Sehnsucht meines Herzens,
mein geliebter Gott, erhöre mein Gebet!
Erfülle mein Herz mit Deiner Anwesenheit,
erleuchte es mit Deinem Licht.
Swami Madhavananda verbeugt sich vor Dir.
Welche Gnade wurde ihm zuteil,
von Dir das kostbare Juwel Deines Namens zu erhalten.
Du vertreibst alles Böse,
Du bist der Schöpfer und Erhalter des Alls.
Jeder Augenblick sei erfüllt mit Deiner göttlichen Anwesenheit.
Als ich mein Gebet beendet hatte, sagte Mahaprabhuji zu mir:
"Madhavananda, hiermit übergab ich dir die Schlüssel des Königreichs. An dir liegt es nun, sie zu bewahren. In deine Zunge goß ich das Gold der Wahrheit; es ist an dir,dich dessen würdig zu erweisen."
[1]Sannyas-Diksha = Weihe zum Swami
[2]Havana = Feuerzeremonie
[3]Madhav und Vishwapati sind Namen, unter denen Gott Krishna angerufen wird.
[4]Diese Weihe symbolisiert die sieben Stufen des Bewußtseins, durch die der Eingeweihte zu gehen hat. Dessen Aufgabe ist es nun, sich durch innere Reinigung, selbstloses Dienen und spirituelle Übung die ersten sechs Stufen - gute Wünsche, gute Gedanken, Kontrolle über Körper und Geist, Selbstlosigkeit, Erkenntnis der Wahrheit, Non-Dualität oder Erkenntnis der Unsterblichkeit - zu erarbeiten, um durch die Gnade des Guru schließlich die siebente Stufe, Turiya, vollkommene Freiheit und Einheit in Gott zu erlangen.
[5]Paramhansa Sannyas-Diksha = Weihe zum Paramhansa, höchste spirituelle Weihe
[6]In dieser Zeremonie übermittelt der Meister dem initiierten Swami durch seine spirituelle Kraft die Erfahrung des Höchsten Bewußtseins, in welchem dieser sich dann durch eigene spirituelle Arbeit und Sadhana dauerhaft verankern soll.
[7]dayala = gnädig
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