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Lila-Amrit - Das göttliche Leben von 
Sri Mahaprabhuji

Siddha Yogi Sri Shankar Puriji

Sri Samrath Singh, der Sohn von Sri Svarup Singh aus Bola Guda im Bezirk Pali (Rajasthan), ein mächtiger Vertreter der indischen Aristokratie und enger Freund des Maharaja von Jodhpur, war wegen seines Jähzorns und seiner Selbstherrlichkeit im ganzen Lande gefürchtet. Egoistisch, hochmütig und grausam wie er war, schlug er oft im Zorn seine Untergebenen und brachte seine besondere Verachtung den Sadhus, Priestern und Swamis entgegen, von denen er behauptete, ihr einziges Ziel im Leben sei es, die Menschen zu betrügen und irrezuleiten.

Eines Tages kam Swami Hari Ram Puri, der jüngste Bruder Mahaprabhujis, nach Bola Guda, denn er hatte gehört, daß Sri Ram Singh, der Thakur des Ortes ein frommer, allen Sadhus und Swamis wohlgesonnener Mann sei. Ram Singhji hieß den Swami auch sogleich herzlich willkommen und lud ihn ein, in der Stadt zu bleiben und Satsang zu halten.

"Sehr gerne werde ich bleiben", stimmte Swami Hari Ram Puri zu, "doch würde ich lieber außerhalb des Ortes wohnen."

Seinem Wunsche gemäß wurde für ihn nahe der Stadtmauer eine strohgedeckte Hütte, wie auch die Bauern sie bewohnten, unter einem großen, schattigen Baum errichtet. Dort hielt er nun Satsang.

Als er aber wieder einmal den Thakur in seinem Palast besuchte und bei ihm den Satsang abhielt, kam ausgerechnet Samrath Singh dazu, um wütend die Feier zu unterbrechen.

"Was hast du hier zu suchen?" schrie er den Swami an. "Wenn du zu Gott beten willst, warum tust du das nicht im Dschungel, wo du wie alle Sadhus hingehörst? In der Stadt hast du nichts verloren, und willst doch nur die Gutgläubigkeit der Menschen ausnützen!"

Drohend schritt Samrath Singh auf Hari Ram Puri zu, und die Anwesenden ergriffen erschrocken die Flucht. Thakur Ram Singhji, wohl wissend, daß Samrath Singh in dieser Stimmung keinerlei Argumenten zugänglich war, verhielt sich ruhig, und so blieb dem Swami, der durch die Worte Samrath Singhs tief gekränkt war, nichts anderes übrig, als in seine Hütte zurückzukehren.

Bald darauf verließ er Bola Guda und begab sich nach Khatu, wo er sich bei Mahaprabhuji über die erlittene Behandlung bitterlich beklagte:

"Wenn wir, die wir unter Deinem mächtigen Schutz stehen, solch schmähliche Behandlung ertragen müssen, wie soll da die Würde des orangenen Gewandes gewahrt bleiben?"

Mahaprabhuji aber erwiderte ihm:

"Swamis und Yogis sollen sich weder durch Lob und Verehrung noch durch Tadel, Schmähungen oder Beleidigungen beeindrucken lassen."

Und er trug aus der Bhagavad Gita (Kapitel 12, Vers 18-19) die Worte Gott Krishnas vor:

" 'Gleichermaßen liebt er Freund und Feind. Gleichmütig bleibt er in Ehre und Schmach, in Hitze und Kälte, Freude und Leid. Frei ist er von allen Bindungen. Gleichwertig sind ihm Tadel und Lob. Seine Worte kann er beherrschen; zufrieden ist er mit allem, was er erhält. Überall ist seine Heimat und nirgendwo. Einzig auf Mich ist sein Sinnen gerichtet, und sein Herz ist treu ergeben. Wer also Mich liebend verehrt, der ist Mir teuer.' "

Er fuhr fort: "Was du erlitten hast, war gar nichts. Denke an die Leiden Jesu Christi, der sogar noch am Kreuze Gott um Vergebung für seine Peiniger bat. Du solltest dich weder um die Früchte deiner Arbeit noch um ihre Aufnahme bei den Menschen kümmern - sei es nun erfreulich oder unangenehm. Vielmehr gib dich vollkommen deinem Glauben und deiner Pflicht hin, wie auch in der Gita geschrieben steht:

'Besser ist es, das eigene Dharma unvollkommen zu erfüllen, als das Dharma eines anderen vollkommen erfüllen zu wollen. Besser ist es, in Erfüllung des eigenen Dharma zu sterben; denn gefährlich ist es, dem Dharma eines anderen zu folgen.' " (Bhagavad Gita, Kap. 3/35)

Lächelnd fügte er hinzu:

"Wenn du es aber wünschst, kann ich den Mann, der dich so respektlos behandelte, leicht zu deinem Schüler machen."

"Oh nein", erwiderte Swami Hari Ram Puri rasch, "nicht diesen Teuflischen! Nach solchen Schülern hege ich wahrlich kein Verlangen! Doch würde es mich sehr freuen, wenn er Dir nachfolgte."

In jenem Jahr verbrachte Mahaprabhuji die Monsunmonate in Jodhpur, und bald hatte sich in der ganzen Stadt die Nachricht seiner Anwesenheit verbreitet.

So erfuhr schließlich auch Samrath Singh davon, der zu untersuchen beschloß, welche Art von "Schwindel" dieser berühmte Yogi wohl "aufführen" mochte. Ganz in dieser Absicht befangen besuchte er einen von Mahaprabhujis Satsangs. Als er dort aber Hunderte von Gläubigen versammelt sah, dachte er:

"Zuerst will ich anhören, was dieser angebliche Mahatma zu sagen hat, um ihn sodann ein für allemal davonzujagen."

Stattdessen jedoch war sein Geist durch Mahaprabhujis Worte bald so eingenommen, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als sich niederzulassen und gleich all den anderen aufmerksam der Rede zu lauschen. Mahaprabhuji seinerseits hatte Samrath Singh sogleich unter den Zuhörern bemerkt und konnte ohne Schwierigkeiten die Gedanken und Gefühle seines hochmütigen Gastes ersehen. Er schickte zu Samrath Singh einen Blick von unendlicher Güte, und das Herz des wütenden Kämpfers begann wie Schnee unter der strahlenden Sonne zu schmelzen. Das göttliche Licht durchdrang seine Seele und verwandelte seinen Sinn augenblicklich vollkommen. Für einige endlos währende Sekunden tauchte sein Geist in die Glückseligkeit des himmlischen Friedens ein, und als seine Gedanken wieder zurückkehrten, dachte er voller Verzweiflung:

"Mein Gott, mein ganzes Leben habe ich in Unwissenheit zugebracht und nichts als einen Berg von Sünden angehäuft!"

In diesem Augenblick schwor er, sich von nun an unter den Schutz von Mahaprabhuji zu begeben und für immer bei ihm zu bleiben, um seinem Leben einen neuen Sinn zu verleihen. Als der Satsang vorüber war und die Leute aufzubrechen begannen, sprach Mahaprabhuji Samrath Singh an und fragte unschuldig:

"Solltest du nicht schnellstens von hier hinwegeilen? Fürchtest du nicht, du könntest, wie die anderen, in die Irre geleitet werden?"

Darauf antwortete Samrath Singh in Demut:

"In dem Moment, als ich Dich sah, hat der Teufel des Hochmuts mich verlassen und ist für immer von mir gegangen. Zum erstenmal in meinem Leben fühle ich mich in Einklang mit mir selbst. Ich brauche Deine Hilfe und Deine Führung! Als Dein demütig Ergebener bitte ich Dich: gib mir Atma Gyana - das Wissen über das Göttliche Selbst. In meinem Herzen ist die starke Sehnsucht erwacht, der Welt zu entsagen. Habe also Erbarmen mit mir und mache aus mir einen Swami!"

Mahaprabhuji tat, als sei er sehr erstaunt:

"Aber mein lieber Freund, was ist mit dir geschehen? Ich dachte, du hieltest alle Swamis für Betrüger?"

"Gurudeva! Nur Du weißt, was mit mir geschehen ist! In Worten läßt es sich nicht wiedergeben."

Mahaprabhuji nickte milde:

"Gut, es sei, wie du wünschst. Doch zuerst sollst du nach Hause gehen und deiner Frau erklären, was du zu tun beabsichtigst. Wenn sie hierherkommt, und vor mir ihre Zustimmung dazu gibt, so will ich dich dahin führen, daß du der Welt entsagst und Swami wirst. Mann und Frau sind wie zwei Hälften eines Ganzen, sie sollen daher stets in Harmonie und gegenseitigem Einverständnis handeln.

Nichts gehört dir, halte dich an die Wahrheit und besinne dich auf Gott!"

Auf dem schnellsten Wege eilte Samrath Singh nach Hause und befahl seiner Gattin, sofort mit ihm zu Mahaprabhuji zu gehen, um vor dem Meister zu bestätigen, daß sie nichts dagegen einzuwenden habe, wenn ihr Mann Swami werden wolle. Die geduldige und pflichtbewußte Srimati Suraj Kunwar sah ihn erstaunt und wortlos an und zweifelte nur, ob sie wirklich richtig verstanden habe. Da flammte der alte Jähzorn in Samrath Singh noch einmal auf:

"Auf, mach schon, beeil' dich! Sonst ..." Wir sehen, wie schwer es ist, mit eingefahrenen, schlechten Gewohnheiten zu brechen.

Srimati Suraj hatte sich indessen gefaßt und fragte:

"Machst du nun einen seltsamen Scherz oder ist es dir wirklich ernst damit? Zuerst mußt du mir erklären, wieso du, der du alle Vertreter der Religion stets mit unsäglichem Haß verfolgtest, nun selbst ein Swami zu werden gedenkst. Ich bin völlig verwirrt und begreife deinen plötzlichen Sinneswandel gar nicht."

Mit einer Geduld, wie er sie bislang noch nie aufzubringen imstande war, antwortete Samrath Singh:

"Es ist wahr und nicht im geringsten ein Scherz, meine liebe Frau. Es ist das göttliche Werk Gurudevas, der mit einem einzigen Blick jeden Menschen verwandeln kann. Ich bin einem wahrhaft göttlichen Meister begegnet - meine innere Leere hat er mit Licht erfüllt und mich so aus dem Dunkel der Sünde befreit."

Freilich konnte er es nicht unterlassen, nochmals ungeduldig hinzuzufügen:

"Und nun beeil dich schon, komm und gib dein Einverständnis!"

Also begleitete Srimati Suraj ihren Gatten zu Mahaprabhuji. In vollkommener Ergebenheit verneigte sie sich vor ihm und fragte, was sie tun solle. Mahaprabhuji sagte:

"Meine Schwester! Wenn du willst, so übergib mir Samrath Singh von heute an, und er wird ein unsterblicher Sohn des himmlischen Vaters werden."

Demütig stimmte Srimati Suraj Kunwar zu. Ja, sie selbst sprach die Bitte aus, Mahaprabhuji möge ihren Gatten zum Swami weihen.

Solch eine Opferbereitschaft ist in unserer selbstsüchtigen Welt nicht ohne weiteres zu finden. Man könnte natürlich annehmen, Srimati Suraj Kunwar sei froh gewesen, einen solch aufbrausenden, unbeherrschten Ehemann loszuwerden. Doch trotz seines rauhen Wesens liebte sie ihn, und nur ihre noch größere Liebe zu Gott verlieh ihr die Kraft, ihn freizugeben. Sie bat Mahaprabhuji nur um die Gunst, ihren Gatten von Zeit zu Zeit sehen zu dürfen, wenn er Swami geworden sei. Mahaprabhuji versprach ihr:

"Nach seiner Swami-Weihe wird er nach Bola Guda zurückkehren, und du wirst ihn bei jedem Satsang sehen können. Er wird außerhalb des Ortes in jener Hütte wohnen, die für Swami Hari Ram Puri errichtet wurde."

Mahaprabhuji segnete beide und wies Samrath Singh an, seine Angelegenheiten so zu ordnen, daß seine Frau auch ohne ihn wohlversorgt sei. Außerdem kündigte er an, die Einweihungszeremonie für Samrath Singh einige Wochen später in Pushkar, einem berühmten Wallfahrtsort nahe Ajmer, abzuhalten.

Mahaprabhujis Weihe zum Paramhansa

Kurz nach diesem Geschehnis verließ Mahaprabhuji Jodhpur und kehrte in den Ashram zu Khatu zurück. Bald darauf erschien sein Guru Paramyogeshwar Sri Devpuriji im Ashram und sprach zu ihm:

"Du sollst von Bhagwan Sri Shankaracharya, dem Oberhaupt des Sringery Matha-Ordens, zum Paramhansa geweiht werden. Er hält sich gerade in Pushkar auf. Der rechte Zeitpunkt ist gekommen."

Paramhansa ist die höchste spirituelle Weihe, die einem Schüler von seinem Guru oder vom Oberhaupt seines Ordens erteilt werden kann. Paramhansa heißt "Höchster Schwan", wodurch symbolisiert wird, daß der Träger dieses Titels in sich das Höchste Selbst verwirklicht hat. Der Schwan ist heiliges Symbol der Seele, die durch den Himmel zu Gott aufsteigt, um sich mit Ihm zu vereinen - um völlig ungebunden zu sein, frei von den Fesseln weltlichen Lebens. Der Shankaracharya ist Oberhaupt eines Swami-Ordens. Es gibt in Indien vier solcher Mathas oder Ashrams, wie sie genannt werden, und jeder Swami gehört einem von ihnen an. Die vier Mathas sind: Sringery, Gowardhan, Jyotir und Sarda Matha.

Mahaprabhuji tat, wie Sri Devpuriji ihn angewiesen hatte, und traf alle Vorbereitungen für die heilige Zeremonie. Gemeinsam mit anderen bedeutenden Persönlichkeiten lud er den Shankaracharya von Puri und Seine Heiligkeit Mahamandaleshwar Acharya Sri Krishnanandji ein. Alle nahmen freudig die Einladung an.

Als der Tag herankam, den Sri Devpuriji für dieses Ereignis bestimmt hatte, reiste Mahaprabhuji mit Samrath Singh und einigen anderen Ergebenen nach Pushkar, wo sie im Brahmatempel Unterkunft fanden. Seine Heiligkeit Sri Shankaracharya zelebrierte die Feuerzeremonie und verlieh Mahaprabhuji den Titel eines Paramhansa. Ebendort wurde auch Sri Samrath Singh von Mahaprabhuji zum Sannyasi geweiht und erhielt den Namen Swami Shankar Puriji.

Für manche mag sich die Frage stellen: Wenn Mahaprabhuji eine vollkommene und göttliche Inkarnation war, wie kann es dann für ihn notwendig gewesen sein, den Titel eines Paramhansa zu erhalten und zu führen?

Erinnert euch daran, wie Sri Devpuriji bei seiner ersten Begegnung mit Mahaprabhuji erklärt hatte, sie seien zwar eins und wesensgleich, müßten aber in Erfüllung der von Gott gesetzten Regeln in dieser Welt eine Beziehung zwischen Meister und Schüler eingehen, so wie vor ihnen Gott Rama und Guru Vashista, Sri Devpuriji mit seinem Guru Sri Alakh Puriji. Die Heiligen leben in Erfüllung dieser Re-geln, dieser Beziehungen und Zeremonien, nicht, weil sie selbst dies nötig hätten, sondern um uns ein Leitbild zu geben.

Ein Weiteres ist es, daß niemand seine eigenen Verdienste zu würdigen in der Lage ist. Wer in der akademischen Welt zu Ansehen kommen möchte, kann sich nicht einfach selbst den Doktortitel zusprechen - er erhält nach erfolgreicher Ablegung der vorgeschriebenen Prüfungen diesen Titel von Autoritäten der Universität verliehen. Dementsprechend verhielt es sich auch bei Mahaprabhujis Ernennung zum Paramhansa. Er gestattete den Menschen, ihm durch die Verleihung dieser Würde Verehrung zu erweisen, und gleichzeitig bezeugt dieser Ehrentitel allen spirituell Suchenden in aller Form seine Gottverwirklichung.

Nachdem sie einige Zeit miteinander verbracht hatten, sandte Mahaprabhuji Swami Shankar Puriji mit folgendem Auftrag nach Bola Guda:

"Richte dich in der Hütte von Swami Hari Ram Puri ein und baue dort einen Ashram. Nirgendwoanders begib dich hin. Dieser Ort genüge dir, und du wirst deine spirituelle Verwirklichung erlangen."

Der Ashram, den Swami Shankar Puriji gründete und der heute noch besteht, wird Shivbagh[1] genannt. Mahaprabhuji besuchte ihn des öfteren und hielt sich manchmal auch für längere Zeit dort auf.

Die Ankunft von Swami Shankar Puriji in Bola Guda hatte, wie auch seine plötzliche Wandlung von einem verhaßten und gefürchteten Herrn in einen demütigen, ja sogar heiligen Swami, großes Aufsehen in der ganzen Umgebung erregt. So kamen ständig weitere Menschen, den neuen Swami zu sehen, und alle waren sie beeindruckt von Sri Shankar Purijis umfassendem Wissen und seiner Weisheit. Bald wurde im Ashram von Bola Guda täglich Satsang abgehalten.

Verhinderung einer Vogeljagd

In der Nähe des Ashram von Bola Guda liegt ein kleiner Teich, der Shyam Talab, an dessen Ufern zahlreiche Sing- und Wasservögel leben. Eines Tages erschien dort der Neffe von Swami Shankar Puriji, Thakur Jorawar Singh von Khivanda, mit einer Jagdgesellschaft, in Absicht, Vögel zu erlegen.

Sri Jorawar Singh ging zuerst zu seinem Onkel, um ihn zu begrüßen. Swami Shankar Puriji segnete ihn und fragte:

"Was führt dich hierher?"

Jorawar Singhji antwortete: "Ich bin mit einigen Freunden hier, um eine Vogeljagd zu veranstalten."

Da wies ihn Swami Shankar Puriji auf das Gebot der Ahimsa[2] hin und schloß seine Ermahnung in unmißverständlicher Weise:

"Solange ich hier lebe, findet an diesem See keine Jagd statt!"

Doch Jorawar Singhji war nicht so rasch zu beeindrucken und erwiderte starrsinnig:

"Niemand kann mich davon abhalten, hier auf Vogeljagd zu gehen. Auch nicht du, Onkel! Wer sich mir in den Weg stellen möchte, wird meine Macht kennen lernen. Vergiß nicht, daß du selbst früher Hunderte von Tieren gejagt und erlegt hast!"

Swami Shankar Puriji antwortete:

"Damals war ich blind und unwissend. Gurudeva hat mein Herz erleuchtet und den Schleier der Unwissenheit von meinem Geist entfernt. Ich werde ganz bestimmt nie mehr jagen gehen, und ich werde auch nicht dazu zu bewegen sein, es anderen zu gestatten."

Mit allen Mitteln versuchte er, Jorawar Singhjis Sinn zu ändern, doch dieser blieb hartnäckig bei seiner Meinung. Drei Tage lang stritten und argumentierten sie ohne Ergebnis. Schließlich kehrte Shankar Puriji seine alte zornige Natur hervor, durch die er früher viele in Angst und Schrecken versetzt hatte, und Jorawar Singh begann sich vor ihm zu fürchten. Er dachte:

"Ich glaubte, mein Onkel habe als Swami seine Wutanfälle abgelegt und könne niemandem mehr gefährlich werden. Doch er ist derselbe geblieben wie zuvor. Was soll ich nun tun?"

Er beschloß, lieber nachzugeben, und sagte die Jagd ab.

Zu dieser Zeit weilte Mahaprabhuji gerade im Dorf Mehrajika-Guda. Jorawar Singh suchte ihn auf und beklagte sich bei ihm:

"Dein Schüler Sri Shankar Puriji verbietet mir, am See Vögel zu jagen; sage ihm bitte, er solle sich nicht in meine Angelegenheiten mischen."

Daraufhin ließ Mahaprabhuji Swami Shankar Puriji zu sich rufen und sprach: "Shankar, halte Thakur Jorawar Singhji nicht davon ab, Vögel zu jagen!"

Swami Shankar Puriji erwiderte:

"Gurudeva! Ich werde Deine Anordnung befolgen; sage mir aber bitte, wie ich ihm gestatten soll, unschuldige Lebewesen zu töten. Ich bitte Dich, mir das zu erklären!"

Als Jorawar Singhji dieses Gespräch hörte, rief er aus:

"Mahaprabhuji, ich erkenne deine Größe und auch die deines Schülers Shankar Puriji. Ich verzichte auf die Jagd. Ich wollte nur meinen Onkel prüfen."

Worauf dieser ihn zurechtwies:

"Wer die Gnade des Guru erlangt hat, besteht alle Prüfungen."

Mahaprabhuji beschwichtigte sie und sagte lächelnd:

"Ihr seid beide wirklich echte Krieger."

Da schlossen sie Frieden, und Swami Shankar Puriji hatte in seinem Neffen einen aufrichtigen Schüler gefunden.

Sri Swami Shankar Puriji Maharaj wurde ein großer Siddha-Yogi. Am Ende seines Erdenlebens ging er in vollem Bewußtsein in das ewige Samadhi ein.


[1]Shivbagh = Garten des Gottes Shiva

[2]Ahimsa = Nicht-Töten. Nicht-Verletzen; "Ahimsa Paramo Dharma" - Nicht-Verletzen ist das oberste Gebot, die höchste Pflicht.

 

Nächstes Kapitel: Schlichtung eines Streits zwischen Moslems und Hindus

Voriges Kapitel: Thakur Revat Singh

Übersicht: Mahaprabhujis Schüler

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