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Lila-Amrit - Das göttliche Leben von 
Sri Mahaprabhuji

Karma-Yogi Sri Mangilal Maheshwari

MangilaljiMaheshwariIn Harsor, einem Dorf im Bezirk Nagaur (Rajasthan), lebte Sri Mangilal aus der reichen Kaufmannsfamilie der Maheshwari. Sri Mangilalji beherrschte acht der Hauptsprachen Indiens: Sanskrit, Hindi, Englisch, Urdu, Gujarati, Marathi, Bengali und Punjabi. Als frommer und weiser Mann hatte er den einzigen, höchsten Wunsch, Gott zu sehen. Mit diesem Ziel vor Augen bereiste er ganz Indien und suchte alle bedeutenden Pilgerorte sowie zahlreiche Swamis und Sadhus auf. Seine immer wieder gestellten, sehnsüchtigen Fragen waren: "Hast du Gott gesehen?" - und - "Wie kann ich Ihn finden?"

Je nach Glauben und Meinung desjenigen, den er fragte, erhielt er die verschiedensten Ratschläge: Er solle einen gewissen heiligen Schrein aufsuchen; er müsse fasten; durch bestimmte Mantras sei ihm die Erleuchtung sicher; er habe verschiedene Opfer darzubringen, Feuerzeremonien abzuhalten, Yogatechniken auszuführen und vieles andere mehr. So manche dieser Empfehlungen standen in offenem Widerspruch zueinander. Eine verwirrende Vielzahl von Methoden wurde ihm angepriesen, doch keine einzige konnte Sri Mangilalji zu dem führen, wonach er so heftig begehrte. Schließlich überkam ihn unsägliche Hoffnungslosigkeit und er resignierte. Er entschied, daß Gott offenbar nicht existiere, da es unmöglich sei, Ihn zu erkennen. Von nun an wies er die Lehren aller Swamis, Yogis und heiligen Schriften zurück. Doch aufgrund seiner guten Karmas begegnete ihm schließlich doch Gottes Gnade. Er traf einige Schüler von Mahaprabhuji, die ihm von ihrem Guru erzählten. Ihre Worte erweckten die Sehnsucht nach Gott in seinem Herzen aufs Neue.

Erfüllt von spirituellem Verlangen reiste Sri Mangilalji nach Bari Khatu - und als seine Augen dem liebevollen Blick Mahaprabhujis begegneten, begann sein inneres Selbst sich zu öffnen, und ein Gefühl tiefster Freude durchströmte ihn.

Dies geschieht, wenn ein wahrer Suchender auf eine Seele trifft, die eins mit dem Höchsten ist, und die innere Erweckung vollzieht sich auf ebenso natürliche Weise wie die Verbreitung von Licht und Wärme durch die Sonne. In diesem Augenblick fühlte Sri Mangilalji:

"Hier findet meine Sehnsucht ihre Erfüllung."

Mit gefalteten Händen bat er Mahaprabhuji:

"Herr, erbarme Dich meiner, nimm mich als Deinen Schüler auf."

Und der barmherzige Sri Mahaprabhuji sprach zu ihm. Der eifrige Schüler wurde vom Nektar göttlicher Weisheit überströmt, in dem die göttliche Kraft selbst ihre Allmacht und Allgegenwart offenbarte.

Sri Mangilalji war von solch innerem Glück erfüllt, daß er bat, zum Swami geweiht zu werden. Mahaprabhuji blickte ihn voll Gnade an und sagte:

"Mein geliebter Sohn, für dich ist es nicht notwendig, andere Kleider zu tragen, um Gott zu dienen. Ich habe dein Herz bereits mit oranger Farbe gefärbt. Bestehst du auf dem äußeren Gewand oder genügt es dir im Herzen?"

Sri Mangilalji antwortete:

"Oh, Du Meer der Gnade! Natürlich trachte ich nicht nach der Kleidung eines Swami, sondern wünsche Selbstverwirklichung."

"Vermenge diese beiden Dinge nicht, denn sie gehören nicht unbedingt zusammen. Um dein Selbst zu finden und Einheit mit Gott zu verwirklichen, brauchst du weder Swami zu werden, noch dein Heim zu verlassen oder dich in den Himalaya zurückzuziehen. Gott ist überall und reicht Seine gütige Hand jedem, der wahrhaft nach Ihm sucht - sei er Yogi, Swami oder einer, der im weltlichen Leben steht."

Mahaprabhuji legte seine Hand auf Mangilaljis Haupt und versetzte ihn in tiefes Samadhi. In der Schau des höchsten Bewußtseins erblickte dieser die göttlichen Inkarnationen, unter ihnen Krishna, Rama, Moses, Jesus, Buddha und Mohammed, sowie die gottverwirklichten Seelen wie Shankara, Dattatraiya, Chetanya Mahaprabhu und all die anderen Allwissenden und Allgegenwärtigen. Sie alle sah er in Bhagwan Sri Deep Narayan Mahaprabhuji, und Mahaprabhuji in allen von ihnen.

Mahaprabhuji gab ihm ein Mantra, das mit der geheiligten Silbe OM SOHAM begann, und lehrte ihn eine Kriya-Technik[1]. Dann entließ er ihn mit den Worten:

"An einem Ort, wo du allein und ungestört bist, sollst du deine Sadhana ausführen. Im Shivbagh Ashram befindet sich eine Höhle, die speziell für Yogis angelegt wurde.Dorthin magst du gehen. Nichts gehört dir, halte dich an die Wahrheit und besinne dich auf Gott!"

Sri Mangilalji tat, wie ihn sein Meister geheißen hatte, und übte gewissenhaft. Er verbrachte die drei Wintermonate in dieser Höhle und erlangte mit Gurudevas Segen während dieser Zeit den göttlichen Zustand der Selbstverwirklichung.

Ein hungriger Fuchs kam zu einer Kokospalme. Am Boden lag eine Kokosnuß, deren Duft so betörend war, daß der Fuchs sie gar zu gerne verzehrt hätte. Indem er sie mit seinen Pfoten hin und her rollte, versuchte er hineinzubeißen. Doch die Schale war zu hart; es gelang ihm nicht, sie aufzubrechen. Aber der Duft lockte, und er mochte nicht aufgeben. Essen konnte er die Nuß nicht, von ihr ablassen noch weniger.

Die Selbstverwirklichung ist diese Kokosnuß. Unser Geist ist der Fuchs, ebenso begierig wie dieser. Doch der Wunsch allein genügt nicht, die süße Frucht zu kosten. Zur Erreichung dieses Zieles sind zwei Dinge unabdingbar: übermächtige Sehnsucht und die Hilfe eines göttlichen Meisters wie Mahaprabhuji. Um die harte Schale der Kokosnuß öffnen zu können, benötigt der Aspirant ein Werkzeug. Spirituell Suchenden hilft die Anwesenheit und der Segen des Meisters. Nur durch seine Gnade kann die harte Nuß der Unwissenheit aufgebrochen werden. Dann endlich kann der Schüler die Früchte der Weisheit und Gottverwirklichung genießen. Er wird eins mit Gott und steht über Zeit und Raum - ewig, unsterblich und allgegenwärtig.

Sri Mangilalji war nun erfüllt von stetiger Ruhe und Heiterkeit, eins mit seinem inneren Selbst. Er schritt unbeirrbar voran in seiner spirituellen Entwicklung - denn eine Stufe zu erklimmen, bedeutet nicht das Ende des Weges - um nach sechs weiteren Monaten den höchsten Stand der Allwissenheit zu erreichen.

Unzählige Schüler wurden durch ihn inspiriert, denn bei einem Verwirklichten, dessen Herz von göttlichem Nektar überfließt, können die Menschen Erfüllung finden. Die Lampe braucht die Mücken nicht einzuladen - sobald sie entzündet ist, scharen diese sich von selbst um sie. Ebenso strömen die geistig Suchenden dem Erleuchteten zu, da sie durch seinen bloßen Anblick den Frieden in ihrem Herzen finden.

Sri Mangilaljis Geist war so still und klar wie ein tiefer Brunnen, und er strahlte vollkommenen Frieden aus. Er konnte die Gedanken und Wünsche derer, die zu ihm kamen, lesen, und ebenso verstand er die Sprache der Tiere. Seine Verbundenheit mit Mahaprabhuji war so tief, daß er alle Wünsche Gurudevas bereits im voraus ersah.

Um seinen erstaunten Freunden seine plötzliche und tiefgreifende Verwandlung zu erklären, sang Mangilalji diesen Bhajan:

mangilaljiSATAGURU SACCA MILIA JAB SE HI

Durch die Begegnung mit meinem Satguru wurden all meine  Zweifel zerstreut.
Bevor ich ihn traf, riet man mir vielerlei Wege:
"Pilgerschaft!" - "Fasten!" - "Feuerzeremonien!"
Doch Gurudeva zeigte mir das Wesen aller Dinge:
Er öffnete mein innerstes Tor und zeigte mir Gott,
der in meinem Herzen wohnt.
Ich erkannte den Einen, und meine Flamme vereinte sich mit dem Göttlichen.
Wie die Blume im Duft und der Duft in der Blume,
so durchdringt ER das Herz.
Nun sind meine Zweifel beseitigt und alle Karmas überwunden.
Das innere Selbst und das Ewige sind eins,
nur das Äußere bleibt vielfältig.
Mangilal sagt: 
Der Satguru ließ mich den unbeschreiblichen Purusha erfahren.

Dieser Bhajan, in Hindi von vollendeter Poesie, ergriff die Gläubigen, und viele von ihnen konnten nun die geistigen Höhen erahnen, in denen Mangilal sich bewegte.

Belehrung der eifersüchtigen Sadhus

Unzählige negative Energien existieren in dieser Welt. Selbst die größten und mildesten Seelen entkommen ihren Angriffen nicht. Wo immer Sri Mangilalji sich aufhielt, strömten die Menschen zu ihm und baten ihn um Satsang. Viele Suchende erhielten von ihm Anweisung und Hilfe wie von einem Meister. So wuchs die Zahl seiner Schüler, gleichzeitig jedoch - wie es durch die Unwissenheit der Menschen leider geschieht - vermehrte sich auch die Schar derjenigen, die neidisch und eifersüchtig auf seinen Erfolg waren. Zwar konnten sie ihm keinen wirklichen Schaden zufügen, doch versuchten sie, ihm Schwierigkeiten zu bereiten, wo immer sie nur konnten. Im persönlichen Kontakt heuchelten sie Verehrung, und hinter seinem Rücken verleumdeten sie ihn.

Einige hetzten sogar Sadhus gegen ihn auf und überredeten diese, sich als Suchende auszugeben und ihn durch herausfordernde Fragen bloßzustellen.

Diese Sadhus näherten sich Mangilalji während eines Satsangs und begannen, ihn mit aggressiven Reden anzugreifen. Sie überboten einander in ihrem Eifer, ihn zu beleidigen und zu erzürnen. Sri Mangilalji aber wartete ruhig ab, bis sie geendet hatten, und sagte in unerschütterlicher Freundlichkeit:

"Brüder, seid mir willkommen! Setzt euch zu mir und nehmt etwas zu trinken und zu essen. "

Die Sadhus, durch diesen friedfertigen Empfang entwaffnet, setzten sich nieder. Mangilalji fuhr fort:

"Ihr seid fromme Menschen und solltet der Welt ein Beispiel geben, indem ihr allen Lebewesen Liebe und Freundlichkeit entgegenbringt. Wenn wir, als Diener Gottes, nicht Demut und Güte zeigen, wie sollen es dann die gewöhnlichen Leute tun?"

Er machte eine Pause und lächelte ihnen zu:

"Liebe Brüder, eure Zweifel werden rasch verschwinden, und die Fragen und Probleme, um deretwillen ihr zu mir kamt, werden ihre Lösung finden. Ihr werdet sogar mehr als dies erhalten; das verspreche ich euch."

Sein ruhiges und besonnenes Wesen beeindruckte die Sadhus sehr. Sie schämten sich für die bösen Absichten, mit denen sie gekommen waren, und sagten:

"Großer Mangilalji, bitte verzeihe uns! In unserer Unwissenheit hielten wir dich für einen Betrüger, den wir zu entlarven gedachten. Doch bereits jetzt hast du uns vieles gelehrt. Wir möchten dir unseren Dank aussprechen und auch deinen Eltern danken, die eine solch große Seele zur Erde brachten. Gerne würden wir auch deinem Gurudeva unsere Ehrerbietung erweisen, der dir solche Weisheit und Geduld verlieh. Herr! Soeben gabst du uns wundervolle Versprechungen - sage uns bitte, was wir tun sollen."

Zur Antwort sang Mangilalji einen Bhajan:

SADHO BHAI ABA KYU KARO TUM MORO

Meine Brüder! Zögert nicht länger,
konzentriert euch auf Mantra und Meditation.
Noch versperren dicke Mauern des Zweifels euch den Weg,
doch die fünfundzwanzig Arbeiter[2] sollen sie niederreißen
und an ihrer Stelle eine Straße zum göttlichen Licht erbauen.
Der Tag geht zur Neige; verliert also keine Zeit!
Disziplin sei eure Kutsche, Konzentration das Pferd.
Macht euch alsbald auf den Weg
und lenkt auf diese Straße euer Gefährt.
Viele Flüsse[3] müßt ihr auf der Reise durchqueren,
doch verliert nicht den Mut. Strebt stets tapfer voran!
Mangilal sagt: Nur auf diesem Weg erreichst du dein Ziel,
alle anderen Pfade führen dich in Irrtum und Leid.
Warte nicht länger! Erwache und mache dich auf den Weg!

Alle waren von diesem Bhajan tief ergriffen.
Jene Mißgünstigen nun, die die Sadhus aufgehetzt hatten, beobachteten die Wendung des Geschehens aus einiger Entfernung und wurden, als sie deren Gesinnungswandel bemerkten, noch zorniger als zuvor. Sie meinten:

"Dies geht nicht mit rechten Dingen zu! Sicher hat er sie hypnotisiert oder mit magischen Sprüchen gebannt."

Mangilalji las ihre Gedanken und sang folgendes Lied:
 

KYU BHARAM KARE SANSARIJI

Warum zweifelt ihr, oh weltliche Menschen?
Ich setzte keine magischen Kräfte ein;
nur wahre Worte sprach ich zu euch.
Doch versteht nur ein Bhakta den tiefen Sinn meiner Rede.
Niemals benutze ich Mantras der Hypnose,
denn töricht ist alle Magie.
Ebenso sind Lüge und Betrug mir fremd,
nur Gottes Name ist mein Fundament.
Jedem wahren Suchenden, der zu mir kommt
zeige ich - ohne irgendeinen Unterschied zu machen -
das Wesen der Bhakti und das höchste Prinzip.
Meine Worte künden von Befreiung  - diese nimmt der Hansa auf.
Im Wissen der Verwirklichung wird der Geist völlig rein,
auf Gott nur ist seine Konzentration gerichtet.
Der Reiher wandelt sich in den Hansa und erhebt sich mit breiten Schwingen.
Der Klang der Mahavakyas macht die Traurigen glücklich
und befreit die Leidenden von ihren Schmerzen.
Voll Sanftmut sprach ich, voll Hingabe und Wahrheitsliebe.
Sri Mangilal sagt: Ein Künder der Wahrheit bin ich.

Da sahen auch die Neider das Unrecht ihrer Gedanken und Taten ein und schämten sich für ihre kläglichen Versuche, diesen frommen und weisen Mann zu hintergehen.

Fehlgeleitete Askese

Das Thema Unwissenheit taucht in unzähligen Varianten auf. Zwar strebt zweifellos jeder Mensch nach Glück, doch geschieht dies nicht selten auf die absonderlichste Art und Weise. Einige Asketen erklärten Sri Mangilalji die Regeln zur Erlangung des Glücks folgendermaßen:

"Außer Milch nehmen wir keinerlei Nahrung zu uns. Wir schlafen mit dem Kopf nach unten, von einem Ast herabhängend. Von unserer Familie haben wir uns losgesagt, und so befinden wir uns in einem Zustand fortwährenden Segens."

Sie machten allerdings keinen besonders "gesegneten" Eindruck, und Mangilalji sagte daher zu ihnen:

"Meine Brüder! Ohne die Führung eines verwirklichten Meisters werdet ihr in Unwissenheit befangen bleiben. Was ihr tut, ist widersinnig! Den wahren Segen der Befreiung erlangt ihr nur mit der Erkenntnis des Göttlichen."

Die Asketen jedoch verteidigten die Richtigkeit ihrer Ansicht, und eine Diskussion nahm ihren Lauf, die kein Ende mehr nehmen wollte. Schließlich sang Mangilalji für sie einen Bhajan, dessen Essenz hier wiedergegeben sei:

KYON MUNDA MUNDAVO SADHU TUM KARATE

Unnötig ist es, sein Heim zu verlassen, der Familie zu entsagen oder eine bestimmte Tracht zu tragen.
Sinnlos ist es, den Körper durch Askese
und maßloses Fasten zu quälen.
Durch solche Übertreibung verliert ihr höchstens das Leben
und versäumt die kostbare Gelegenheit, in diesem Dasein
etwas zu lernen.

Und weiter:

Ohne Selbsterkenntnis wird euch kein Frieden zuteil
und keine wahre Erkenntnis ohne die Gnade des Satguru.

Allmählich gewann Mangilal die Herzen der asketischen Sadhus und schließlich wurden sie enge Freunde. Sie ließen von ihren unsinnigen Methoden ab und begannen statt dessen, auf ihre Einweihung durch Mangilalji hin, zu meditieren.

Die Sucht nach der göttlichen Liebe

Einiger unglückseliger Beispiele wegen glauben manche, daß Yogis und Swamis Haschisch rauchen und Drogen zu sich nehmen. In Wirklichkeit ist das Ideal der Yoga-Lehre dem völlig entgegengesetzt. Drogen  zerstören den Körper und schwächen den Geist, und bilden so eine Unvereinbarkeit mit dem Streben der Yogis und Swamis nach Reinigung und Entfaltung des Bewußtseins. Drogen führen den Menschen in Abhängigkeit, das Ziel des Yoga hingegen ist Befreiung - was könnten diese also miteinander gemeinsam haben?

Einige Irregeleitete, die Drogen einnahmen, versuchten, Sri Mangilalji zu überreden, ebenfalls unter Drogengenuß zu meditieren. Sie versicherten ihm, dadurch wunderbare Erfahrungen und neue Einsichten zu gewinnen. Sri Mangilalji gab ihnen zur Antwort:

NASHA KAR NAM KA PYARE

Meine Brüder, ich bin berauscht vom Namen Gottes.
Warum greift ihr zu Marihuana, Haschisch, Kokain oder Opium? Unsinnig zerstört ihr damit euren Körper!
Warum nehmt ihr solche Leiden auf euch?
Nur schwer könnt ihr euch von dieser schädlichen Sucht befreien. Der Rausch der Liebe hingegen ist immer glückselig
und bleibt immer glückerfüllt.
Richtet eure Konzentration stets auf Gott;
dies reinigt euch von schlechten Karmas.
Ich begegnete meinem Gurudev, Mahaprabhu Deep Hari -
er lehrte mich diese Trunkenheit.
Mangilal sagt:
Er erweckte in meinem Herzen die göttliche Liebe.

Viele von Mahaprabhujis Schülern waren begnadete Dichter und Komponisten. Spirituelle Lieder sind ein in Indien auch heute noch lebendiges Gut, und Künstler auf diesem Gebiet werden sehr hoch geschätzt.

Einem Mann, der ihn bat, ihm tausend Rupien zu leihen, antwortete Sri Mangilalji ebenfalls mit einem spontan erfundenen Bhajan
 

HAZAR CHA HI JE TO BAZAR MILE
MOKSH CHA HI JE TO GURU DVAR MILE

Zum Geldverdienen geh' in den Basar;
sehnst du dich nach Befreiung, so klopfe an die Tür des Guru.
Jeder erhält das, was er verdient.
Unterscheidungskraft zwischen Vergänglichem und Ewigem
erlangst du durch Satsang, die Schau der höchsten Wahrheit
nur durch die Gnade des Guru.
Die Seele blüht auf, wenn sie die göttliche Heimstatt erreicht.
Durch Hari verwirklicht sie Brahman;
Gottverwirklichung erfüllt sie mit Liebe.
Das Studium der Veden verleiht nur Bücherwissen,
die Begegnung mit einem Yogi aber zerstört das Vergängliche.
Das Zusammensein mit einem wahrhaft Eingeweihten
übermittelt die höchste Wirklichkeit.
Mit dem Anfang erlangst du Mitte und Ende.
Bei einem Heiligen findest du die Essenz des Lebens.
Die Essenz des Lebens führt dich zu göttlicher Wahrheit.
Indem du Gurudeva findest, findest du den Schlüssel;
ist der Schlüssel gefunden, so findest du das Schloß;
ist das Schloß gefunden, so findest du den Schatz;
ist der Schatz gefunden, so findest du den Diamanten;
ist der Diamant gefunden, so findest du das Licht;
ist das Licht gefunden, so findest du die Flamme;
ist die Flamme gefunden, so erlangst du die Kraft;
ist die Kraft erlangt, so erlangst du Furchtlosigkeit;
ist Furchtlosigkeit erlangt, so erreichst du dein Ziel;
ist das Ziel erreicht, so erfährst du das Unbeschreibliche;
ist das Unbeschreibliche erfahren, so erscheint dir der Glanz;
ist der Glanz erschienen, so öffnen sich deine Augen;
sind die Augen geöffnet, so findest du die Herzen;
sind die Herzen gefunden, so gewinnst du Sanftmut;
ist Sanftmut gewonnen, so erlangst du Ananda;
st Ananda erlangt, so öffnet sich der Lotus;
ist der Lotus geöffnet, so öffnen sich Mana und Buddhi;[4]
sind Mana und Buddhi geöffnet, so erlangst du Wissen;
ist Wissen erlangt, so erkennst du das Grenzenlose;
ist das Grenzenlose erkannt, so entdeckst du das Prinzip;
ist das Prinzip entdeckt, so vereinigen sich Wissen und Wissender;
sind Wissen und Wissender vereinigt, so bist du in Meditation;
bist du in Meditation, so enthüllt sich dir großes Wissen;
ist das Wissen enthüllt, so eröffnet sich dir die Wissenschaft;
hat sich die Wissenschaft eröffnet, so erkennst du die Essenz;
ist die Essenz erkannt; so erlangst du Klarheit;
ist Klarheit erlangt; so gewinnst du Liebe;
ist Liebe gewonnen, so erfährst du den Namen;
ist der Name erfahren, so erkennst du die Form;
hat du die Form erkannt, so erkennst du das Formlose;
ist das Formlose erkannt, so erkennst du die Gestalt;
ist die Gestalt erkannt, so gewahrst du den Ursprung;
bist du des Ursprungs gewahr, so erlangst du Ananda;
ist Ananda erlangt, so trittst du ein in Paramananda;
bist du in Paramananda eingetreten, so erhältst du das Prasad;
hast du das Prasad erhalten, so erreichst du das Endlose.
Wenn du Gottes Ergebenen findest,
so befreist du dich von allen Argumenten;
hast du dich von Argumenten befreit, so findest du die Essenz;
ist die Essenz gefunden, so erwacht in dir der Hansa;
ist in dir der Hansa erwacht, so findest du die Perlen;
sind die Perlen gefunden, so erlangst du Befreiung;
ist die Befreiung erlangt, so gelangst du zum Ende;
bist du zum Ende gelangt, so erlangst du Ananda;
ist Ananda erlangt, so findest du den Mond;
ist der Mond gefunden, so findest du das Licht;
ist das Licht gefunden, so findest du die Flamme;
ist die Flamme gefunden, so findest du die Perlmuschel;
ist die Perlmuschel gefunden, so findest du die Rubine;
sind die Rubine gefunden, so findest du Brahman;
ist Brahman gefunden, so erlangst du Ananda;
ist Ananda erlangt, so weitet sich dein Blick;
ist dein Blick geweitet, so offenbart sich dir die Schöpfung;
ist die Schöpfung offenbart, so fließt der Regen der Glückseligkeit; fließt der Regen der Glückseligkeit,
so findest du die Acht (Chakras);
sind die Acht gefunden, so erlangst du göttliches Bewußtsein;
ist das göttliche Bewußtsein erlangt, so findest du Deep;
hast du Deep gefunden, so erlangst du Befreiung.
Mangilal sagt:
Sobald du dem Befreier begegnest, findest du die rechte Technik;
ist die rechte Technik gefunden, so findest du alles -
und der Suchende vereinigt sich mit Brahman.

Die Frage, warum der Weg der Bhakti[5] so schwierig sei, beantwortete Mangilal mit einem Gedicht, welches besagt, daß Bhakti nur dem möglich ist, der Kontrolle über seinen Geist erlangt und sein Ego abgeworfen hat. Dies ist sehr schwierig, da überall Sinnesobjekte und -genüsse dem Geist auflauern, um ihn in die Irre zu führen. Durch die Gnade des barmherzigen Sri Mahaprabhuji aber stellt sich nichts mehr der Erlangung der Bhakti in den Weg.

Zahlreiche wundervolle Bhajans sind von Sri Mangilalji überliefert. Sie alle handeln von Selbstverwirklichung, Gotteserkenntnis und vom Yoga und rühmen die Barmherzigkeit und Gnade seines Guru Mahaprabhuji. Sie sind in dem Buch "Sri Mangilal Bhajan Mala" gesammelt, das bisher nur in Hindi erschienen ist.

Ein Licht in der Finsternis

Laßt uns noch berichtet vom Ende seines Lebens. Bereits ein Jahr im voraus kündigte er die Stunde seines Abschieds an, und einen Monat vorher lud er Mahaprabhuji zu sich nach Harsor ein, wo sie zum Segen vieler glücklicher Ergebener freudvolle Satsangs miteinander feierten. Eine Woche vor seinem Scheiden begannen die Schüler, Tag und Nacht ohne Unterbrechung Bhajans und Kirtans zu singen.

An dem Tag, an dem er die Erde verlassen sollte, vollzog Sri Mangilalji wie gewohnt seine Meditation und die Morgengebete. Mit gefalteten Händen nahm er Abschied von allen, von seiner Familie, seinen Freunden und Schülern.

Er wünschte ihnen nur ein vorübergehendes Lebewohl, da sie sich alle in der spirituellen Welt Gurudevas wieder treffen würden. Dann verbeugte er sich vor Mahaprabhuji und sprach:

"Mahaprabhuji, durch Deine Gnade wurden all meine Wünsche erfüllt. Doch hätte ich noch eine Bitte:

Du bist das Licht des Universums, der allmächtige, barmherzige Meister, der Ozean der Gnade und Erlöser von allem Leid. In diesem finsteren Zeitalter erschienst Du zu unserer Hilfe und Rettung. Doch die Menschen, betört von der Maya, erkennen Dich nicht und sind dadurch des Segens beraubt, den Dein Dasein ihnen bringen könnte. Ihr Leiden ist so groß! Herr, Dein Name ist allmächtig und birgt in sich unendlichen Segen, Frieden, Ruhm und Kraft. Er selbst ist das heilige Bija-Mantra[6].

Ich wünsche mir, wieder in dieser Welt geboren zu werden, um den Menschen das Geschenk Deines heiligen Namens bringen zu können. Indem sie lernen, Deinen Namen zu ehren, können sie in dieser und der jenseitigen Welt zu Glückseligkeit gelangen. Viele Deiner Schüler, die in ihrer Unwissenheit weltliche Freuden als höchstes Gut im Leben ansehen, werden im Westen wiedergeboren werden.

Manche von ihnen leben bereits dort, andere werden noch folgen. Wenn Du mir diesen Wunsch gewährst, so will ich Dein Licht in der ganzen Welt verbreiten! Dies ist die Gnade, die ich erbitte."

Voll Liebe antwortete Mahaprabhuji:

"Es sei wie du wünschst. Deine Seele ist eins mit dem Höchsten geworden. Wer sich mit Gott vereint, wird zu Shiva, dem Höchsten Selbst. Dein Wunsch wird dir in deinem nächsten Leben erfüllt, und ich werde auch dann mit dir sein."

Nachdem Mahaprabhuji ihm diese Zusicherung gegeben hatte, neigte Sri Mangilalji seinen Kopf zu Gurudevas Füßen. Mahaprabhuji legte ihm zum Segen seine Hand auf den Scheitel. Mangilal sang OM, worauf sein Lebensatem die sterbliche Hülle durch Brahma-Randhra verließ, und er wurde eins mit dem Göttlichen.

Dies geschah um zehn Uhr morgens. Genau zur selben Zeit stand in Bola Guda - mehr als zweihundert Kilometer entfernt - Ram Singhji vor dem Ashram. Er war sehr erstaunt, plötzlich Sri Mangilalji neben sich stehen zu sehen und fragte diesen: "Wie kommst du hierher? Ich war der Meinung, du würdest heute in deinem Heim in Harsor die Welt verlassen? Swami Sri Shankar Puriji hat sich dorthin begeben und ich wollte auch kommen, doch hielt mich meine Pflicht hier."

Mit freundlichem Lächeln antwortete Sri Mangilalji:

"Mache dir hierüber keine Gedanken. In dieser Welt der Maya stehen Wahrheit und Unwahrheit stets scheinbar nahe beisammen. Komm, laß uns in unseren Ashram gehen."

Sri Mangilalji deutete zur Meditationsgrotte und sagte:

"An diesem Platz habe ich Selbstverwirklichung erlangt, und auch mein geliebter Gurudeva hielt sich oft hier auf. Der Ort ist mir sehr teuer. Ich möchte, daß an ihm ein Denkmal zu meiner Erinnerung aufgestellt wird, wenn ich die Welt verlasse."

Sie sprachen noch einige Zeit miteinander, doch dann entschuldigte sich Ram Singhji, indem er sagte: "Verzeih, doch ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen. Ich komme in ein paar Minuten wieder, und dann können wir uns weiter unterhalten."

Als er aber nach etwa zwanzig Schritten noch einmal zurückblickte, sah er, wie sich Sri Mangilaljis Gestalt in Licht löste. Ram Singhji glaubte, einer Sinnestäuschung erlegen zu sein und suchte eine Zeitlang nach Mangilal, doch konnte er keine Spur von ihm finden.

Einen Tag später erhielt er ein Telegramm, in dem ihm das Scheiden Sri Mangilaljis von dieser Welt um zehn Uhr morgens des vorangegangenen Tages mitgeteilt wurde. Da erkannte er, daß er Zeuge eines Wunders geworden war, welches Sri Mangilalji durch seine spirituelle Kraft vollbracht hatte, und er fühlte sich dadurch reich beschenkt und gesegnet.

Sri Mangilaljis Leben ist ein leuchtender Leitstern für alle, die mit familiären und beruflichen Pflichten leben und doch den Wunsch in sich hegen, ein spirituelles Leben zu verwirklichen. Es läßt uns erkennen, daß auch unter solchen Lebensbedingungen das höchste spirituelle Ziel erreicht werden kann.

 


[1]Kriyas sind fortgeschrittene Yoga-Übungen zur geistigen Entwicklung.

[2]Die fünfundzwanzig Arbeiter sind:
- die fünf Tattvas (Elemente): Erde, Wasser, Feuer, Luft und Akasha (leerer Raum)
- die fünf Pranas (Lebensenergien): Pran, Apan, Saman, Vyan und Udan
- die fünf Karma-Indriyas (Tatwerkzeuge): Mund, Hände, Füße sowie die Organe der Zeugung und Ausscheidung,
- die fünf Gyana-Indriyas (Sinnesorgane): Augen, Ohren, Nase, Zunge und Tastsinn der Haut,
- die vier Antahkaranas (psychische Funktionen): Geist, Intellekt, Bewußtsein und Ego
- Viveka: rechte Unterscheidungskraft.

[3]Die Flüsse symbolisieren die Hindernisse und Schwierigkeiten auf dem geistigen Weg.

[4]Mana = Geist, Buddhi = Intellekt

[5]Bhakti = Hingabe, Liebe

[6]Bija-Mantra = Keim des Mantra; Bija = Samen

 

Nächstes Kapitel: Swami Brahmanandji Maharaj – Der Meister der Musik

Voriges Kapitel: Thakur Bhur Singh und Gumanaram

Übersicht: Mahaprabhujis Schüler

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