Die Belehrung eines Goldschmieds
In einem Dorf der Umgebung von Khatu lebte ein Goldschmied, der sich rühmte, ein Agnostiker[1] zu sein, und nichts als Spott für alle Swamis und Yogis übrig hatte. Eines Tages nahm er an einem Hochzeitszug teil, der an Mahaprabhujis Ashram vorbeikam, als dort gerade ein Satsang gefeiert wurde.
Er beschloß, kurz hineinzuschauen, um zu sehen, was dort wohl vor sich ginge. Wie dieser Swami die Leute beschwindle und welcher Art die Irrlehren seien, die er verbreite. Er begab sich ganz nach vorne, um gute Sicht auf den Meister zu haben, in der Absicht, ihm diese Verfehlungen vorzuwerfen. Dieser jedoch empfing ihn mit einem freundlichen Lächeln. Es war nur ein Augenblick, der den Geist des Goldschmiedes vollkommen veränderte.
"Ich bitte Dich, laß mich bei Dir bleiben!" rief er aus.
In seiner Euphorie wollte er sofort zum Swami geweiht werden. Die Mitglieder seiner Familie waren Zeugen dieser Situation und darüber sehr erschrocken; sie flehten Mahaprabhuji an, ihn doch wieder nach Hause zu schicken. Doch Mahaprabhuji erwiderte, daß es im Augenblick kein Mittel gebe, den Goldschmied davon abzuhalten, für eine gewisse Zeit im Ashram zu bleiben.
"Ich werde ihn drei Tage hier behalten", sagte er. "Er hat intensiv auf den Geist dieses Ortes reagiert, war jedoch in keiner Weise auf diese Erfahrung vorbereitet; denn hier ist er von allen irdischen Fesseln befreit und fühlt in sich Vairagya[2]. Allerdings ist für ihn die Zeit, der äußeren Welt zu entsagen, noch nicht reif, und so werde ich ihn bald wieder zu euch zurücksenden."
Drei Tage später hatte der Goldschmied in den frühen Morgenstunden einen Traum. Darin verließ er nach einem Streit mit seiner Frau sein Heim mit einem Wasserkrug. Inmitten dieses Traumes weckte ihn Mahaprabhuji und sprach zu ihm:
"Du hängst noch zu sehr an deiner Familie. Der Traum ist ein Zeichen für dich, nach Hause zurückzukehren. Du kannst natürlich von Zeit zu Zeit zu mir hierher kommen, jedoch nur, wenn ich dir die Erlaubnis dazu erteile."
Mahaprabhuji kannte die Seele des Goldschmiedes. Er wußte, daß es für diesen noch zu früh war, um die Swamiweihe zu empfangen. Wäre er doch gescheitert und hätte das eine verloren - seine weltliche Lebensbasis -, ohne das andere zu gewinnen - den wahren Halt in Gott.
[1]Der Agnostiker leugnet die Möglichkeit der Gotteserkenntnis und die Erfahrbarkeit der göttlichen Wirklichkeit.
[2]Vairagya = Entsagung weltlicher Güter und Genüsse
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Übersicht: Die Göttliche Gnade von Sri Mahaprabhuji